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PSA-Wert ermitteln

Ermittlung des PSA-Wertes

PSA im Blutserum

Wie weitere Substanzen, die von Drüsen produziert werden, gelangt auch das PSA in sehr geringen Mengen ins Blut. Dort existiert es teilweise frei im Blutserum, jedoch größtenteils an Serumproteine gebunden (dies wird als "komplexiert" bezeichnet, da sich Komplexe formieren). Die Summe beider Anteile wird als Gesamt-PSA oder im allgemeinen Sprachgebrauch schlicht als PSA bezeichnet.

Die unterschiedlichen Serumkonzentrationen können separat gemessen werden: Das Gesamt-PSA (t-PSA), das freie PSA (f-PSA) und das komplexiertes PSA (c-PSA; detaillierte Informationen zu allen drei siehe unten).

PSA als Organ- und Tumormarker

Da ausschließlich Prostatazellen in der Lage sind, PSA zu produzieren, gilt es als prostata-spezifisch (daher die Namensgebung) und kennzeichnet somit das Ursprungsorgan. Aus diesem Grund wird es als Organmarker für die Prostata verwendet. Sämtliche Prostatazellen, sowohl normale als auch entartete, bilden PSA, im Falle von Metastasen sogar außerhalb der Prostata.

Krebszellen produzieren deutlich mehr PSA (bis zum Zehnfachen) als gesunde Prostatazellen. Daher eignet sich das PSA auch hervorragend als Tumormarker: Obwohl ein niedriger Serumwert ein Prostatakarzinom nicht ausschließt, beweist ein hoher PSA-Wert auch nicht zwangsläufig das Vorhandensein eines Karzinoms (siehe unten). Allerdings erhöht sich mit steigendem PSA-Wert das Risiko eines Prostatakarzinoms (bei Werten über 10 ng/ml liegt in 50-80 % der Fälle ein PCA vor).

Einflussfaktoren auf den PSA-Serumwert

Die Höhe des PSA-Serumwertes ist von einer Vielzahl von Faktoren abhängig: Zum einen variiert es individuell, wie viel PSA aus der Prostata ins Blut gelangt. Zum anderen beeinflusst die Menge an (sowohl gutartigem als auch bösartigem) Prostatagewebe den Wert. Er steigt also mit der Größe der Prostata an, was in der Regel mit dem Lebensalter aufgrund der zunehmenden Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie) korreliert.

Auch andere Erkrankungen und Irritationen der Prostata können den PSA-Wert (insbesondere das freie PSA) ansteigen lassen, zumeist jedoch nur vorübergehend: Beispielsweise eine Prostataentzündung (Prostatitis), akuter Harnverhalt (Ischurie), ein Blasenkatheter, eine Harnröhren-Blasenspiegelung (Urethrozystoskopie), eine Darmspiegelung (Koloskopie), die Entnahme von Gewebeproben (Prostatabiopsie), eine Prostatamassage sowie die digitale rektale Untersuchung (DRU, Abtasten der Prostata). Auch Aktivitäten wie Sport (beispielsweise Radfahren, Reiten) oder sexuelle Aktivität können den PSA-Wert leicht erhöhen.

Eine Senkung des PSA-Wertes wird hingegen durch 5-alpha-Reduktase-Inhibitoren (5ARI, Wirkstoffe in einigen Medikamenten gegen Haarausfall und zur Behandlung des benignen Prostatasyndroms, siehe Medikamente zur BPS-Behandlung) sowie durch die Entfernung oder Ausschaltung von Prostatagewebe bewirkt: Dies kann zum Beispiel durch eine TUR-P bei benigner Prostatahyperplasie geschehen (siehe Operationsverfahren zur BPS-Behandlung) sowie durch eine radikale Prostatektomie, Strahlentherapie oder Hormontherapie bei Prostatakrebs (siehe Behandlung des Prostatakarzinoms). Statine (Arzneistoffe zur Reduktion der Blutfette) sollen den PSA-Wert senken, während Extrakte aus der Sägepalmenfrucht (Sabal serrulatum = Serenoa repens, siehe Medikamente zur BPS-Behandlung) vermutlich keinen Einfluss haben.

Gesamt-PSA (t-PSA)

In den 1980er Jahren wurden die ersten Methoden zur Messung des PSA entwickelt. Heutzutage existieren verschiedene Testsysteme zur quantitativen (mengenmäßigen) Bestimmung des Serumwertes des Gesamt-PSA (t-PSA, von engl. total). Die Resultate werden in der Regel in ng/ml angegeben (ng = Nanogramm = milliardstel Gramm, ml = Milliliter = tausendstel Liter). Unterschiedliche Testsysteme können voneinander abweichende Ergebnisse generieren, die nur bedingt miteinander vergleichbar sind. Die untere Grenze der Nachweisbarkeit von PSA ist je nach verwendetem Testsystem unterschiedlich und liegt meist bei einem Wert von <0,04 ng/ml. Dieser Wert wird dann als nicht nachweisbarer PSA-Wert interpretiert, also praktisch als Null.

Für eine korrekte Bewertung des Messwertes des Gesamt-PSA müssen die oben genannten Einflussfaktoren auf den PSA-Wert bekannt sein oder ausgeschlossen werden können. Ebenso sollte man berücksichtigen, dass die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen eines Prostatakarzinoms mit dem Wert korreliert: Je niedriger der Wert, desto unwahrscheinlicher ist das Vorhandensein eines solchen Tumors und umgekehrt. Demzufolge kann weder bei einem niedrigen Gesamt-PSA ein Prostatakrebs vollständig ausgeschlossen werden, noch ist er bei einem hohen Wert absolut sicher. Aus diesem Grund lässt sich kein Normalwert oder Maximalwert festlegen, sondern lediglich ein Schwellenwert:

Schwellenwert für eine Biopsie

Da das Risiko für Prostatakrebs parallel zum Gesamt-PSA ansteigt, wurde basierend auf diversen Studien ein Schwellenwert (Cut-off-Wert) definiert, ab dem eine Gewebeentnahme (Prostatabiopsie) indiziert ist. Dieser liegt bei 4 ng/ml für Testsysteme, die nach dem sogenannten Hybritech-Standard kalibriert (geeicht) sind. WHO-kalibrierte Systeme liefern bei identischen Proben etwa 20 % geringere Werte. Daher werden hier meist 3,2 ng/ml als Grenzwert festgelegt. Da die Prostata im Alter häufig wächst (benigne Prostatahyperplasie) und der PSA-Serumwert dadurch ansteigt, wurden unter anderem folgende altersabhängige Grenzwerte für das Gesamt-PSA publiziert:

  • 40-49 Jahre: 2,5 ng/ml
  • 50-59 Jahre: 3,0 ng/ml
  • 60-69 Jahre: 4,0 ng/ml
  • über 70 Jahre: 5 ng/ml

Um die Vorzüge oder auch potenziellen Nachteile dieser oder anderer vorgeschlagener Schwellenwerte abschließend zu bewerten, sind weitere Untersuchungen erforderlich. Das Ziel ist es, eine Biopsie nach Möglichkeit zu umgehen, ohne dabei ein behandlungsbedürftiges Prostatakarzinom zu übersehen. Hierfür kann das Gesamt-PSA auch auf die Größe der Prostata bezogen werden (PSA-Dichte), seine Anstiegsgeschwindigkeit und Verdopplungszeit bestimmt sowie der darin enthaltene Anteil an freiem bzw. gebundenem PSA gemessen werden (f-PSA und c-PSA). Detaillierte Informationen hierzu finden Sie in den nachfolgenden Abschnitten.

PSA-Dichte (PSA-D)

Im Vergleich zur gutartigen Prostatavergrößerung steigt das Gesamt-PSA bei Prostatakrebs aufgrund der gesteigerten PSA-Produktion stärker an, während sich die Prostata, insbesondere die sogenannte Übergangszone (siehe Anatomie der Prostata), weniger vergrößert. Berechnet man den Quotienten aus dem Gesamt-PSA und dem (mittels TRUS ermittelten) Volumen der Prostata (bzw. der Übergangszone), erhält man die PSA-Dichte (PSA-D, von engl. density; es handelt sich also nicht um eine Dichte im physikalischen Sinne), auch als Prostatavolumenquotient bekannt. Die Berechnung erfolgt nach der Formel PSA (in ng/ml) dividiert durch das Prostatavolumen (cm3). Die PSA-Dichte ist demnach beim Prostatakarzinom höher als bei einer gutartigen Vergrößerung. Als Richtwert für die Notwendigkeit einer Biopsie wurde ein Wert von 0,15 vorgeschlagen. Die Aussagekraft der PSA-Dichte ist jedoch noch nicht vollständig belegt.

PSA-Anstiegsgeschwindigkeit (PSA-V)

Ein schneller Anstieg des Gesamt-PSA verstärkt den Verdacht auf ein Prostatakarzinom, auch wenn andere Indizien wie Auffälligkeiten bei der DRU (Tastuntersuchung) fehlen. Die PSA-Anstiegsgeschwindigkeit (PSA-V, von engl. velocity) wird in der Regel anhand von drei Messungen (zwei Kontrollen) ermittelt, die in jährlichen Abständen und mit dem gleichen Testsystem durchgeführt werden. Sie soll von Vorteil sein, wenn das Gesamt-PSA unter 4 ng/ml liegt oder wenn eine Biopsie trotz eines höheren Wertes negativ ausfällt.

Ein gängiger Richtwert für die Durchführung einer Biopsie ist eine PSA-V ab jährlich 0,75 ng/ml. Es existieren jedoch auch Vorschläge für niedrigere und höhere Werte (jährlich 0,35-1,25 ng/ml). Je niedriger der Grenzwert angesetzt wird, desto größer ist die Gefahr, dass er durch normale PSA-Schwankungen und nicht durch das Wachstum eines Tumors überschritten wird, insbesondere bei einem kurzen Zeitraum zwischen der ersten und letzten PSA-Messung. Aus diesem Grund wird die PSA-V aktuell kaum zur Entscheidung über eine Biopsie herangezogen, sondern vor allem zur Beurteilung des Krankheitsverlaufes nach einer Behandlung von Prostatakrebs.

PSA-Verdoppelungszeit (PSA-DT)

Auch zur Bestimmung der PSA-Verdoppelungszeit (PSA-DT, von engl. doubling time) sind mehrere Messungen erforderlich. Diese Angabe gibt an, innerhalb welcher Zeitspanne sich das Gesamt-PSA rechnerisch verdoppelt (ohne dass tatsächlich eine Verdoppelung stattgefunden haben muss). Eine kurze PSA-DT deutet demnach auf Prostatakrebs hin. Aufgrund normaler PSA-Schwankungen wird auch die PSA-DT seltener zur Entscheidung über eine Biopsie verwendet. Sie dient vor allem der Entscheidung, wann eine Überwachung bei Prostatakrebs beendet werden sollte (siehe aktive Überwachung) und zur Verlaufsbeurteilung nach einer Krebstherapie, beispielsweise nach einer radikalen Prostatektomie oder Strahlentherapie.

PSA-Quotient (f/t-PSA, %-f-PSA)

Aus bisher ungeklärten Gründen ist bei einem Prostatakarzinom weniger freies PSA im Blutserum gelöst (f-PSA) und mehr daran an Proteine gebunden (komplexiert, c-PSA) als im Normalfall, selbst wenn das Gesamt-PSA (t-PSA) nicht erhöht ist. Folglich sinkt der Anteil des freien PSA am Gesamt-PSA. Das f-PSA kann durch einen Test direkt gemessen werden, ist jedoch in der Blutprobe nicht lange stabil. Je niedriger der Quotient aus f-PSA und t-PSA (oder der prozentuale Anteil: %-f-PSA = f-PSA x 100 / t-PSA), desto wahrscheinlicher liegt ein Prostatakrebs vor. Bei einem Gesamt-PSA von über 10 ng/ml ist der Quotient nicht mehr verwertbar.

c-PSA (komplexiertes PSA)

Das an Proteine gebundene (komplexiertes) PSA (c-PSA) kann mit einem entsprechenden Testansatz gemessen werden. Da das freie PSA in Blutproben nicht lange stabil bleibt, sollen dadurch Messfehler vermieden werden. Als Grenzwert für die Biopsie wurde ein c-PSA von 3,2 ng/ml vorgeschlagen. Der zusätzliche Nutzen dieser Bestimmung ist jedoch umstritten, weshalb sich das Verfahren nicht durchsetzen konnte.

PSA-Bestimmung zur Früherkennung von Prostatakrebs

Die PSA-Bestimmung im Rahmen des Screenings (der Reihenuntersuchung) und der individuellen Früherkennungsuntersuchung auf das Vorliegen eines Prostatakarzinoms ist nicht nur unter Wissenschaftlern Gegenstand intensiver Diskussionen. Es geht vor allem um die Möglichkeit, dass bei einem erhöhten oder sogar bei einem niedrigen, aber steigenden Wert quasi automatisch weitere Untersuchungen eingeleitet werden: Die digitale rektale Untersuchung (DRU), der transrektale Ultraschall (TRUS) und insbesondere eine Gewebeentnahme (Prostatabiopsie). Dadurch würden auch Tumoren entdeckt und behandelt, die nicht zum Tode des Betroffenen geführt hätten (sog. insignifikante = nicht behandlungsbedürftige Tumoren) („Überdiagnose' = unnötige Diagnose) und behandelt („Übertherapie' = unnötige Therapie). Abschließend muss abgewogen werden, ob der Vorteil einer reduzierten Mortalität (Sterblichkeit) im Verhältnis zu den Nachteilen einer potenziell vorgenommenen Übertherapie gerechtfertigt ist.

Auslöser der Diskussion sind zahlreiche, schwer zu interpretierende Studienergebnisse, beispielsweise darüber, wie behandlungsbedürftige Tumoren von nicht behandlungsbedürftigen unterschieden werden können. Ständig kommen neue Ergebnisse hinzu. Aktuell tendieren jedoch sowohl europäische als auch angloamerikanische Studienergebnisse dazu, zu empfehlen, eine Früherkennungsuntersuchung durch PSA-Messungen zu ergänzen. Vor der Durchführung einer Früherkennungsuntersuchung auf Prostatakarzinom im Allgemeinen und der PSA-Bestimmung im Speziellen wird eine umfassende Aufklärung durch den behandelnden Arzt empfohlen.

Zur Früherkennung von Prostatakrebs sollten ausschließlich quantitative (mengenmäßige) PSA-Tests verwendet werden. Bei der Interpretation der Messergebnisse sollten folgende Informationen bekannt sein: Der Name des Tests, der Hersteller, die Art der Kalibrierung (z.B. Hybritech, WHO) und der an einer hinreichend großen Anzahl von Männern im entsprechenden Alter ermittelte Referenzbereich („Normalbereich'). Ein erhöhter PSA-Wert, der eine Biopsie erforderlich machen würde und nicht durch vorherige Messungen plausibel erscheint, sollte zunächst unter Berücksichtigung von Störfaktoren kontrolliert werden (siehe oben unter Einflussfaktoren auf den PSA-Serumspiegel).

PSA-Schnelltests

Derartige Teststreifen bestimmen das Gesamt-PSA im Blut semiquantitativ (halb mengenmäßig): Sie zeigen eine farbige Linie, sobald der Wert über 4 ng/ml liegt. Der Vorteil liegt in der einfachen Anwendung, jedoch überwiegen die Nachteile: Da kein genauer Messwert erzeugt wird, können weder die Dringlichkeit einer Kontrolle eingeschätzt, noch Werte wie die Dichte, die Anstiegsgeschwindigkeit oder die Verdoppelungszeit des PSA (siehe oben) berechnet werden. Zudem sind diese Tests nicht zuverlässig genug und liefern zu oft falsche Ergebnisse: Ein falsch-negatives Ergebnis (Test negativ, obwohl Krebs vorhanden ist) kann die Diagnose verzögern, während bei einem falsch-positiven Ergebnis (Test positiv, obwohl kein Krebs vorliegt) - wie auch bei einem richtig-positiven Ergebnis (Test bei Krebs positiv) - das Gesamt-PSA ohnehin nachgemessen werden muss. PSA-Teststreifen sind für die Früherkennungsuntersuchung ungeeignet und sollten daher nicht eingesetzt werden.

PSA-Bestimmung bei Prostatakrebs

Liegt ein Prostatakarzinom vor, so unterstützt die PSA-Bestimmung die Planung von Zusatzuntersuchungen und Behandlungsoptionen. Darüber hinaus dient sie der Verlaufskontrolle (genauere Informationen hierzu finden Sie im Abschnitt "Prostatakarzinom" unter Untersuchung, Behandlungsplanung und Nachsorge).

Ausblick: Neue Tests und Tumormarker für Prostatakrebs

Zahlreiche Studien haben das Ziel, neue und besser geeignete Marker für das Vorliegen und die Einschätzung eines Prostatakarzinoms zu finden und zu etablieren. Die Liste ist umfangreich und fast täglich kommen neue Marker hinzu, während andere wieder verschwinden. Mittelfristig werden sich aber voraussichtlich molekularbiologische Verfahren durchsetzen, die Veränderungen oder Besonderheiten im Erbgut identifizieren können. Neue und leistungsfähigere Analysegeräte in Kombination mit künstlicher Intelligenz eröffnen ungeahnte Möglichkeiten. Neben dem Nutzen für die Menschheit ergeben sich damit auch enorme wirtschaftliche Interessen. So sind bei Google derzeit über 1000 Mitarbeiter mit der Erforschung solcher Möglichkeiten für verschiedenste Erkrankungen beschäftigt.