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Schwanger trotz Spirale: Was bedeutet das?

von Dr. Sandra Hermes

Die Spirale gilt als eines der zuverlässigsten Empfängnisverhütungsmittel. Doch kann man trotz Spirale schwanger werden? Wir erläutern, wann dies eintreten kann und wie hoch das Risiko ist.

Kann ich trotz Spirale schwanger werden?

Wie jede gängige Verhütungsmethode ist auch die Spirale nicht zu hundertprozentig sicher. Man kann also trotz Spirale schwanger werden, auch wenn es ausgesprochen selten geschieht. Wie verlässlich eine Spirale zur Empfängnisverhütung ist, wird durch den sogenannten Pearl-Index aufgezeigt. Dieser liegt bei einer Kupferspirale (Intrauterinpessar, abgekürzt: IUP) zwischen 0,3 und 0,8. Das bedeutet übersetzt, dass pro Jahr zwischen 3 und 8 von 1000 Frauen, die auf diese Weise verhüten, trotzdem schwanger werden. Eine Hormonspirale (Intrauterines System, kurz: IUS) hat einen Pearl-Index von 0,16 und ist demzufolge noch sicherer (je geringer die Zahl, desto besser!). Weniger als 2 von 1000 Frauen werden trotz Hormonspirale schwanger. Der Vergleich mit anderen Verhütungsmethoden veranschaulicht, dass beide Varianten sehr sichere Verhütungsmittel darstellen. Kondome haben beispielsweise einen Pearl-Index zwischen 2 und 12 und sind damit erheblich risikoreicher. Die Pille bietet mit 0,1 bis 0,9 einen vergleichbar hohen Schutz. Jedoch kommt es bei der Antibaby-Pille häufiger zu Anwendungsfehlern und Nebenwirkungen sind möglich. Da der Index jedoch von einer optimalen Anwendung ausgeht, stufen viele die Spirale als sicherer ein. Bei ihr kann es nicht zu Anwendungsfehlern durch die Anwenderin kommen.

Schwanger trotz Spirale durch zu lange Liegedauer

Einer der Hauptgründe dafür, dass Frauen auch mit einer Spirale schwanger werden können, ist eine zu lange Liegedauer. Denn sowohl die Kupferspirale als auch die Hormonspirale verlieren nach drei bis fünf Jahren (bei Modellen mit höherer Wirkstoffkonzentration bis zu 10 Jahren) ihre Effektivität.

  • Bei der Kupferspirale versiegen nach dieser Zeit die Kupferionen, welche zuvor kontinuierlich in die Gebärmutter abgegeben wurden. Dort beschränken sie nicht nur die Beweglichkeit und Befruchtungsfähigkeit der Spermien, sondern wirken sich auch auf die Eierstöcke und die Eizellen aus. Denn die Ionen verändern die Gebärmutterschleimhaut. Selbst wenn es zu einer Befruchtung gekommen ist, kann sich die Blastozyste nicht einnisten.
  • Die Hormonspirale gibt stetig Gestagen ab. Auch dadurch verändert sich die Gebärmutterschleimhaut. Das künstliche Sexualhormon wirkt überdies antiöstrogen. Es verhindert die Teilung einer bereits befruchteten Eizelle. Auch die Gestagen-Abgabe ebbt nach einigen Jahren ab. Wie lange eine Spirale haltbar ist und somit sicher eine Schwangerschaft verhütet, werden dir dein Frauenarzt oder deine Frauenärztin beim Einsetzen ganz genau erklären.

Um nicht aufgrund einer zu langen Liegedauer schwanger zu werden, ist es sinnvoll, sich regelmäßig untersuchen zu lassen. Wenn die Spirale keinen ausreichenden Empfängnisschutz mehr bietet, wird sie mithilfe des Rückholbändchens gezogen und auf Wunsch eine neue eingesetzt. Das Einlegen funktioniert am besten an den letzten Tagen deiner Periode, da dann der Gebärmutterhals leicht geöffnet ist. Wie sich eine Spirale entfernen lässt, liest du hier.

Schwanger nach Verrutschen oder Ausscheiden der Spirale

Dass die Spirale nach einiger Zeit ihre Wirkung verliert, weißt du also schon vorher und kannst sie rechtzeitig vor dem Ablaufen erneuern lassen. Leider kann es in manchen Fällen ebenfalls passieren, dass Frauen schwanger werden, da die Spirale verrutscht ist oder unbemerkt mit der Monatsblutung ausgeschieden wurde. Einige Monate nach dem Einsetzen (besonders nach Geburten) passiert das am häufigsten. Ob sie sich noch in der Gebärmutter befindet, kannst du regelmäßig ertasten. Denn das Rückholbändchen sollte immer einige Zentimeter in die Scheide hineinragen. Ist das nicht der Fall, solltest du dich von deinem Gynäkologen oder deiner Gynäkologin untersuchen lassen und bis zum Termin auf eine andere Weise verhüten.

Ob die Spirale richtig sitzt, kannst du selbst allerdings nicht feststellen. Dein Frauenarzt oder deine Frauenärztin prüft den korrekten Sitz per Ultraschall. Dabei schauen sie auch, ob du schwanger bist. Eine Kontrolluntersuchung solltest du alle sechs Monate durchführen lassen.

Verhindert die Spirale meine Periode?

Eine Kupferspirale ist ein hormonfreies Verhütungsmittel und unterdrückt deinen Zyklus nicht. Du bekommst auch weiterhin deine Tage. Allerdings können durch die Reizung der Gebärmutterschleimhaut in den ersten Monaten nach dem Einsetzen Zwischenblutungen auftreten. Oft wird die Blutung auch insgesamt stärker.

Die Hormonspirale greift hingegen in den Zyklus ein. Die Gebärmutterschleimhaut baut sich in den ersten drei bis sechs Monaten nach dem Einsetzen zunächst nicht mehr auf. Es können aber ebenfalls Zwischenblutungen auftreten. Hat sich der Körper an die Wirkung gewöhnt, wird der Zyklus schwächer, kürzer oder hört ganz auf (Amenorrhö). Jede 5. Frau ist nach dem ersten Anwendungsjahr ohne Monatsblutung. Für beide Arten gilt: Treten nach dem Legen sehr starke, schmerzhafte Blutungen auf, solltest du ärztlichen Rat einholen. Möglicherweise ist der Sitz nicht korrekt.

Trotz Spirale schwanger? Was kann ich tun?

Gehörst du tatsächlich zu den wenigen Fällen, in denen das Intrauterinpessar eine Schwangerschaft nicht verhindern konnte, sind die Anzeichen dafür dieselben wie bei einer Schwangerschaft ohne Verhütungsmittel. Dir wird morgens schlecht, deine Periode bleibt aus (sofern sie noch regelmäßig kam). Vielleicht deuten auch leichte Krämpfe, Heißhungerattacken und schmerzende Brüste darauf hin, dass du ein Kind erwartest. Hast du den Verdacht, dass du ungewollt schwanger bist, solltest du einen Schwangerschaftstest machen. Ist er positiv, müssen dein Arzt oder deine Ärztin die Spirale unbedingt entfernen, denn sie kann nun Infektionen auslösen oder durch die Hormonabgabe die Frucht schädigen.

Außerdem kommt es bei einer liegenden Spirale häufiger zu einer Eileiterschwangerschaft, die für dich sehr gefährlich sein kann. Darauf deuten häufig Schmierblutungen und Unterleibsschmerzen hin. Du musst dann sofort operiert werden, denn eine Eileiterschwangerschaft hat oft ein Reißen des Eileiters mit teils schweren inneren Blutungen zur Folge. Das Entfernen der Spirale mithilfe eines Rückholfadens aus dem Unterleib kann in seltenen Fällen eine Fehlgeburt auslösen. Willst du das Kind zur Welt bringen, ist das Verbleiben der Spirale bis zur Geburt dennoch keine Alternative. Denn dann enden über die Hälfte der so entstandenen Schwangerschaften mit einem Abgang des Embryos.

Schwangerschaft trotz Spirale - Gefahr für das Kind?

Konnten Arzt oder Ärztin die Spirale erfolgreich mit Faden entfernen, kannst du ein gesundes Kind zur Welt bringen. Das Risiko für Fehlbildungen des Babys ist nach diesem schwierigen Start zum Glück nicht erhöht.

Was ist mit der Spirale bei einem Schwangerschaftsabbruch?

Durch das Einsetzen des Verhütungsmittels hattest du dich zunächst bewusst dagegen entschieden, ein Kind zu bekommen. Wirst du doch schwanger, stehen dir zwei Optionen offen:

  • Du entscheidest dich für den Abbruch der ungewollten Schwangerschaft. Dann wird die Spirale in einem kleinen Eingriff zusammen mit dem Embryo entfernt. Auch ein medikamentöser Abbruch ist möglich. Dann wird das Verhütungsmittel vorher entfernt.
  • Du entscheidest dich für die unerwartete Schwangerschaft. Wie bereits erwähnt, musst du dich dann darauf einstellen, dass das unbedingt notwendige Entfernen der Spirale eine Fehlgeburt auslösen kann.

Was kostet eine Spirale?

Eine Spirale aus Kupfer kostet je nach Modell zwischen 120 und 200 Euro, die Hormonspirale zwischen 250 und 400 Euro. Die Beratung, die Untersuchung und das Einlegen sind im Preis enthalten. Die erste Kontrolle der korrekten Lage übernimmt die gesetzliche Krankenkasse. Die folgenden - möglichst halbjährlichen - Kontrolluntersuchungen musst du privat bezahlen. Sie belaufen sich auf bis zu 40 Euro. Bist du privat versichert, solltest du deine Krankenkasse vorher nach den geltenden Regelungen fragen. „Wegen des einmalig anfallenden hohen Preises', so steht es auf der Seite der Frauenärzte im Netz, „sollte man sich sicher sein, dass man dieses Verhütungsmittel auch längerfristig nutzen möchte.'
Die Gebührenordnung für Ärztinnen sieht vor, dass die Kosten für eine Spirale bei Frauen bis zum 22. Lebensjahr von den gesetzlichen Versicherungen übernommen werden.

Quellen:

ELTERN

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