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Autostimulation nach Gebärmutterentfernung (Hysterektomie)

Question No. 36718 from 01.04.2023

Seien Sie gegrüsst!
Mir wurde vor exakt zwei Jahren eine komplette Gebärmutterentfernung durchgeführt.
Vor dem chirurgischen Eingriff gab es für mich keinerlei Schwierigkeiten mit meiner Sexualität; ich konnte stets zügig Erregung empfinden und erreichte jedes Mal einen Höhepunkt (sowohl mit meinem Partner als auch bei der Selbststimulation).
Gegenwärtig nehme ich eine veränderte sexuelle Erregung wahr: Der Wunsch, etwas in mich aufzunehmen und eine Penetration zu erfahren, ist merklich reduziert, und die Intensität der Erregung baut sich nur noch unzureichend auf. Ebenso haben meine erotischen Vorstellungen sowie mein Ansprechen auf verschiedenste Reize (wie zum Beispiel visuelle Darstellungen oder schriftliche Inhalte) deutlich abgenommen. Zwar erlebe ich nach wie vor Orgasmen, doch sind diese nun weniger flüssig und ringförmig in ihrer Entstehung.
Sowohl meine Frauenärztin als auch die hinzugezogene Spezialistin (aus dem Bereich der sexualmedizinischen Beratung) äußerten beide die Auffassung, dass die Gebärmutter (einschließlich ihres Halses) keinerlei Einfluss auf das sexuelle Empfinden nehme. Des Weiteren bemerke ich bei allen Frauen in meinem Bekanntenkreis, die sich dem gleichen operativen Eingriff unterzogen haben, dass sie keinerlei Veränderungen im Sexualleben berichten. Diese Diskrepanz verunsichert mich zutiefst, und es erfüllt mich mit großer Trauer, nicht mehr die gleiche Intensität an Empfindungen und sexuellem Verlangen wie vor dem Eingriff zu verspüren. Eine hormonelle Ursache ist ausgeschlossen - die entsprechenden Werte wurden überprüft und befinden sich im Normalbereich. Welche Erkenntnisse oder welches Fachwissen haben Sie diesbezüglich zum Thema Sexualität im Anschluss an eine Hysterektomie? Vielen Dank für Ihre Bemühungen und freundliche Grüsse.

Unsere Antwort

Ich teile die Auffassung deiner Frauenärztin und der hinzugezogenen Spezialistin nicht. Tatsächlich bemerken Frauen, für die die Vagina vor der Hysterektomie keine entscheidende Rolle bei der sexuellen Erregung spielte, häufig keine Veränderung. Die Situation verhält sich jedoch anders bei Frauen, für die die Stimulation im Inneren der Vagina für ihre sexuelle Erregungsfähigkeit von entscheidender Wichtigkeit ist. Die Anregung am Gebärmutterhals (Zervix) kann für manche Frauen tatsächlich eine maßgebliche Quelle der sexuellen Erregung darstellen (weiterführende Informationen hierzu finden Sie in diesem Artikel). Wird der Gebärmutterhals (Zervix) entnommen, so wandeln sich selbstverständlich auch die Empfindung, die gesamte Gefühlswelt und das sexuelle Begehren.

Es ist folglich absolut nachvollziehbar, dass du diese Umstellung wahrnimmst. Im Laufe unseres Lebens durchläuft unser Organismus beständig diverse Modifikationen. Manche dieser Anpassungen erfolgen graduell und sind kaum spürbar, während andere wiederum zügig und von fundamentaler Natur sind. Ein operativer Eingriff dieser Art, wie du ihn erlebt hast, bewirkt eine einschneidende Transformation. Hierbei ist ein erhöhter Einsatz vonnöten, um sich mit der neu entstandenen Situation vertraut zu machen. Deshalb kann ich sowohl deine Verunsicherung als auch deinen Kummer vollends nachvollziehen.

Die erfreuliche Botschaft lautet, dass dir die Möglichkeit offensteht, erneut etwas Neues aufzubauen. Der entscheidende Punkt hierbei ist, dass du dich nicht auf das konzentrierst, was verloren gegangen ist, sondern dich mit offener Neugier dem gegenwärtigen Zustand widmest. Deine Vagina ist nach wie vor intakt, und im Bereich der Narbe sowie des umgebenden Narbengewebes befinden sich weiterhin die sensiblen Nervenendigungen, die du bereits vor dem Eingriff der Hysterektomie besassest. Diese kannst du nun gezielt neu stimulieren und aktivieren. Dies liesse sich als „Erotisierung der Narbe' umschreiben. Es ist vollkommen erwartbar, dass sich die Empfindungen zum gegenwärtigen Zeitpunkt eher verhalten anfühlen. Doch eine verhaltene Empfindung ist immer noch einer völligen Abwesenheit vorzuziehen. Durch kontinuierliche Praxis kann sich aus diesen anfänglichen, gedämpften Empfindungen eine intensive Leidenschaft entwickeln. In diesem Zusammenhang möchten wir dich dringend bitten, den beigelegten Text zum Thema „Sexuelles Lernen' durchzulesen.

Besitzt du bereits einen Dildo oder ein ähnliches Hilfsmittel? Wir legen dir nahe, mit einem solchen Dildo konstant zu trainieren, idealerweise mindestens dreimal wöchentlich. Für die vaginale Aufnahme des Dildos schlagen wir dir die Durchführung von Beckenkippbewegungen vor, kombiniert mit dem bewussten Spiel deiner Beckenbodenmuskulatur. Die Vagina ist nicht ausschliesslich im Bereich der Zervix sensibel, sondern prinzipiell in ihrer gesamten Ausdehnung; zusätzlich weist die Beckenbodenmuskulatur selbst erogene Nervenenden auf. Es ist von grosser Bedeutung, dass du möglichst viele der in der Vagina befindlichen Nervenfasern umfassend stimulierst und reaktivierst.

Dabei kannst du gezielt erotische Vorstellungen miteinbeziehen, beispielsweise jene, mit einem männlichen Partner intim zu werden oder vaginal etwas aufzunehmen. Es erweist sich zudem als hilfreich, wenn du die Anregung des äusseren Geschlechts (Klitoris und Vulva) als weiteren, verstärkenden Impuls hinzuziehst. Wir legen dir nahe, den beigefügten Artikel über die lustempfindlichen Zonen des weiblichen Genitalbereichs zu konsultieren und zu erkunden, welche weiteren Möglichkeiten sich dir hierbei eröffnen könnten. Ergänzend hierzu kannst du die Anregung deiner Brustwarzen und Brüste ebenfalls erkunden und in deine Praxis integrieren.

Sollten noch zusätzliche Anliegen oder Unklarheiten bestehen, zögere bitte nicht, uns jederzeit wieder zu kontaktieren. Bitte gib dabei die entsprechende Referenznummer dieser Anfrage an.

 

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