webmutt.pages.dev

Warum die WM boykottieren?

Klimaliste

Menschenrechtsverletzungen, mangelnde Pressefreiheit, Aufrüstung, Umweltschäden, eine beklagenswerte CO2-Bilanz - die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar offenbart die dunkle Seite des Sports. Selten hat ein Sportereignis von solch großem Ausmaß weniger Sinn ergeben, und selten wurde von einem Gastland so dreist versucht, es uns als einen ökologischen und sozialen Erfolg schmackhaft zu machen.

Zu den Tatsachen (die Quellen sind unten aufgeführt):

Die Arbeitsbedingungen der Migranten und Migrantinnen in Katar sind erschreckend. Es ist davon auszugehen, dass Tausende von Menschen beim Bau der Infrastruktur für diese WM ums Leben gekommen sind. Viele Todesfälle sind unmittelbar auf die Arbeit unter extremen Temperaturen in Katar zurückzuführen.

Katar missachtet die Menschenrechte. Obwohl im Vorfeld der WM die rechtliche Position der Migrant:innen verbessert wurde, besteht nach wie vor eine inakzeptable Situation. Die Festhaltung von Migrant:innen gegen ihren Willen und die Weigerung, ihnen faire Löhne zu zahlen, sind immer noch an der Tagesordnung.

Homosexualität steht in Katar unter Strafe. Es ist unklar, wie streng die Polizeikräfte während der WM diese Regelung auslegen werden.

Während der WM wird die Pressefreiheit in Katar massiv eingeschränkt. So ist es der internationalen Presse beispielsweise untersagt, die Unterkünfte von Migrant:innen zu filmen.

Weniger bekannt ist, dass Katar die WM zur massiven Aufrüstung nutzt. Streitkräfte aus der Türkei werden die WM absichern. Moderne Waffensysteme wurden angeschafft, darunter Kampfjets und -hubschrauber. Diese Waffensysteme stehen dem Land selbstverständlich auch nach der WM zur Verfügung.

Katar behauptet, die WM sei CO2-neutral. Dies stimmt nicht. Die von den Verantwortlichen vorgelegten Berechnungen sind fehlerhaft und verschweigen den Großteil der CO2-Emissionen.

Und was nun?

Eine positive Seite hat das Ganze. Gas, Öl, Kohle - wir sind in gewissem Umfang von den fossilen Brennstoffen abhängig. Nicht jedem Menschen ist es zumutbar, die Heizung herunterzudrehen und bei 15 Grad zu wohnen. Nicht jede/r kann das Gebäude, in dem sie/er wohnt, besser isolieren und eine Solaranlage installieren. Nicht jeder Mensch kann auf das Auto verzichten, besonders dann, wenn die öffentlichen Verkehrsmittel zu selten oder gar nicht fahren. Und selbst wenn wir all dies könnten, bleibt die Erkenntnis, dass unsere individuelle Sparsamkeit gar nicht so ins Gewicht fällt, da die Haushalte in Deutschland nur knapp 30% der gesamten Energie in Deutschland verbrauchen. Was wir einsparen, steht in Zeiten der Energieknappheit der Industrie und dem Gewerbe zur Verfügung.

Der Sport ist da anders, das ist die gute Sache. Die Industrie konsumiert keinen Sport. Wir sind es, zu fast 100%. Vom Vorbericht in der Tagespresse über das Fernsehen oder Public-Viewing ab den Nationalhymnen bis zu den Nachberichten online - wir sind es, die dem Sport die Aufmerksamkeit schenken. Diese Aufmerksamkeit wandeln Institutionen wie die FIFA durch die Vergabe von Übertragungsrechten und Werbeverträgen in sehr viel Geld um. Medienunternehmen kaufen diese Übertragungsrechte, um diese dann mit Gewinn über Abos direkt an uns zu verkaufen. Oder aber, und das geschieht bei Großevents wie Fußball-WMs häufiger, verkaufen diese Medienunternehmen Werbezeiten im Free-TV und somit unsere Aufmerksamkeit weiter an die Industrie. Die Industrie wiederum refinanziert diese Werbung über die Wirkung, die sie bei uns entfaltet, meist geht es um das Kaufen von Produkten. Das Ganze ist ein recht einfaches und höchst gewinnbringendes Geschäftsmodell.

Und ohne unsere Aufmerksamkeit ist dieses gesamte Geschäftsmodell sehr rasch am Ende. Bei einer niedrigen Einschaltquote lohnt sich das Schalten von Werbung nicht mehr. Wenn sich keine Pay-TV-Abos verkaufen lassen, brechen die Einnahmen weg. Keine Werbeeinnahmen, keine Zuschauer:innen, damit dann auch kein Bieter:innenwettstreit um Übertragungsrechte. Ende. Das Geschäftsmodell ist am Ende. Wir haben es also in der Hand.

Und genau so sollten wir es dann auch machen! Keine Sekunde Aufmerksamkeit für die Fußball-WM in Katar. Kein Interesse an diesem menschenverachtenden, widerwärtigen Großereignis. Boykottiert die WM in Katar. Komplett.

Quellen:

https://www.amnesty.org/en/latest/news/2021/08/qatar-failure-to-investigate-migrant-worker-deaths-leaves-families-in-despair/

https://www.theguardian.com/football/2022/oct/20/fifa-world-cup-human-rights-abuses-qatar-amnesty-international

https://www.theguardian.com/football/2022/oct/27/fears-for-qataris-support-lgbtq-rights-during-world-cup

https://www.theguardian.com/football/2022/oct/15/qatar-world-cup-tv-reports-restrictions

https://www.theguardian.com/football/blog/2022/oct/14/forget-sportswashing-qatar-2022-is-about-military-might-and-hard-sports-power

https://carbonmarketwatch.org/2022/05/31/fifa-world-cup-in-qatar-scores-own-goal-with-misleading-carbon-neutrality-claim-new-report/

https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/384/bilder/dateien/2_abb_eev-sektoren_2022-01-17.pdf