Ernährung bei Diabetes mellitus
FlexiEssay: Diabetes mellitus: Die richtige Ernährung
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Ist eine spezielle Diabetikerernährung notwendig?
Patienten mit Diabetes mellitus benötigen keine spezielle "Diabetes-Diät". Es reicht völlig aus, sich auf normale und vielseitige Weise zu ernähren. Besonders empfehlenswert ist eine Orientierung an der mediterranen Ernährungsweise (reichlich Gemüse, Obst, Salate, Olivenöl, Getreideprodukte, wenig Fleisch, Alkohol in Maßen - und ausschließlich zu den Mahlzeiten). Light- sowie sogenannte Wellness-Produkte sind für Diabetiker nicht unbedingt förderlich für die Gesundheit. Die Praxis zeigt: Menschen mit Diabetes können sich durch kleine Anpassungen (Beschränkung von zuckerhaltigen Speisen, Limonaden, Obstsäften) vollkommen normal ernähren. &91;1&93;
Besonders geeignete Lebensmittel
für Diabetiker sind jene mit einem niedrigen glykämischen Index. Der Glykämische Index (GI) dient als Messwert für die unmittelbare Auswirkung von kohlenhydrathaltigen Nahrungsmitteln auf den Blutzuckerspiegel. Als Referenzwert dient der rasche Anstieg des Blutzuckers nach der Aufnahme von Dextrose (Glukose), der mit 100% festgelegt ist.&91;2&93;
Obwohl es verschiedene Ansichten über den Nutzen dieser Ernährungsform gibt, berichten Patienten in Schulungen von positiven Erfahrungen: Es soll weniger "Blutzuckerspitzen" geben und seltener zu einer Unterzuckerung kommen. Diese Aussagen lassen sich durch die längeren Resorptionszeiten der Kohlenhydrate mit einem niedrigen GI erklären.
Einen niedrigen glykämischen Index weisen auf: Vollkornbrote mit ganzen Körnern, Pumpernickel sowie Leinsamenbrot, Parboiled Reis, Roggen- und Weizenkörner, Teigwaren aus Hartweizen (Pasta), Milch, Naturjoghurt, Hülsenfrüchte wie Bohnen, Erbsen, Linsen und Kichererbsen, Äpfel, Orangen, Birnen, Erdbeeren, Kirschen, Pfirsiche und Pflaumen.
Nüsse können den Blutzuckerspiegel und die Blutfettwerte verbessern: Der Ersatz von Kohlenhydraten durch einfach sowie mehrfach ungesättigte Fettsäuren pflanzlicher Herkunft wird immer häufiger als mögliche therapeutische Strategie bei der Behandlung von Typ-2-Diabetes betrachtet. Kohlenhydrate, insbesondere raffinierter Kristallzucker und Weißmehle, lassen den Blutzucker nach einer Mahlzeit ansteigen und senken den Wert des "guten" Cholesterins (HDL).
Light-Erzeugnisse
Light-Produkte sind häufig durch Reduzierung von Fetten und Kohlenhydraten "entschlackt" und können somit theoretisch beim Abnehmen helfen. Jedoch bemerkt der Körper diese Täuschung und reagiert mit einem schneller wiederkehrenden Hungergefühl. Insulinpflichtige Diabetiker, die eine gewisse Kohlenhydratmenge benötigen, sollten allerdings vorsichtig sein. Viele setzen darauf, ihre tägliche Kalorienaufnahme durch künstlich gesüßte Limonaden zu reduzieren, in der Absicht, sich "gesünder" zu ernähren. Einer US-amerikanischen Studie zufolge fand sich jedoch unter Personen, die täglich mindestens einmal kalorienreduzierte Limonaden konsumieren, häufiger ein neu auftretender Typ-2-Diabetes bzw. ein metabolisches Syndrom, wobei die anstelle von Zucker verwendete Fruktose als Ursache vermutet wird.&91;3&93;
Pflanzensterole
Pflanzensterine werden von der Industrie bestimmten Lebensmitteln wie Margarine, Joghurt oder Käse beigemischt. Sie können tatsächlich den Cholesterinspiegel geringfügig senken, sind jedoch bei einer Fettstoffwechselstörung nicht ausreichend wirksam. Es gibt aber Anzeichen dafür, dass Pflanzensterine die Aufnahme fettlöslicher Vitamine aus der Nahrung beeinträchtigen könnten. Ebenso sind die Langzeitwirkungen noch nicht vollständig erforscht. &91;4&93;
Künstlich gesüßte Getränke
Im Gegensatz zu bisherigen Erkenntnissen zeigte eine neue Studie, dass der Konsum von zuckerhaltigen Getränken (Limonaden, Fruchtsäfte, Sodagetränke) mit einem erhöhten Risiko für Typ-2-Diabetes einhergeht, während bei künstlich gesüßten Getränken (Diät-Getränke) auch langfristig kein vergleichbares Risiko festgestellt wurde. Der regelmäßige Austausch einer Portion eines zuckerhaltigen Getränks (237 ml) gegen eine Tasse Kaffee oder auch Wasser war mit einer Reduktion des Diabetesrisikos um 17% verbunden. &91;5&93;
Dies dürfte vermutlich auch für Fructose gelten. Problematisch bleibt jedoch die vorherige Erkenntnis, dass Fructose in einigen Fällen die Fetteinlagerung im Gewebe fördert und die LDL-Konzentration (schlechtes Cholesterin) im Blut erhöht.&91;6&93;
Chrom
Dieses Spurenelement soll die Blutzuckerwerte verbessern können. Die Ergebnisse bisheriger Studien sind jedoch widersprüchlich. Daher wird der Einsatz derzeit nicht empfohlen.&91;7&93;
Vitamine
Studien aus den Jahren 2009 und 2010 legen die Vermutung nahe, dass die Einnahme von Metformin (einem oralen Antidiabetikum) zu einem Vitamin-B12-Mangel führen kann. Einige Diabetiker weisen einen Mangel an Vitamin B1 auf. Es wird vermutet, dass dieser Umstand möglicherweise an der Entstehung von Gefäßschäden am Auge, am Herzen sowie am Kreislauf beteiligt ist. Daher ist der regelmäßige Verzehr von Vollkornprodukten sehr zu empfehlen. Alle Gemüse- und Obstsorten, die rot, gelb oder grün gefärbt sind, enthalten einen hohen Anteil an Lutein (das sogenannte Augenvitamin), welches sich ebenfalls positiv auf die Verzögerung von diabetischen Augenerkrankungen (Retinopathie und Makuladegeneration) auswirken soll.
Omega-3-Fettsäuren
Omega-3-Fettsäuren verflüssigen das Blut und verbessern durch diese Eigenschaft den Blutdurchfluss in den Gefäßen (Arterien, Venen, Kapillaren). Dies kommt der Durchblutung der Netzhaut zugute. Diese Fettsäuren sind in hochwertigen Ölen und vor allem in Seefischen enthalten.
Diabetiker, bei denen mindestens zweimal wöchentlich Fisch auf dem Speiseplan steht, sind seltener von einer Nierenschädigung mit Makroalbuminurie betroffen.&91;8&93; Aus den genannten wissenschaftlichen Untersuchungen kann abgeleitet werden, dass das Fortschreiten einer diabetischen Nierenerkrankung durch eine gute, insbesondere salzarme Ernährung verlangsamt werden kann. &91;9&93;
Spurenelemente
Bei Diabetikern tritt häufig ein Magnesiummangel auf, der sich durch Muskelbeschwerden und Muskelkrämpfe bemerkbar macht. Daher ist in diesem Zusammenhang der Konsum von Obst und Gemüse für die Versorgung mit Spurenelementen und Mineralstoffen unverzichtbar.
Getränke
Getränke mit Süßstoffen wie Mineralwasser, Kaffee, Tee und Limonaden enthalten keine verwertbaren Kohlenhydrate und können daher ohne Berücksichtigung der Broteinheiten in normalen Mengen konsumiert werden. Siehe oben: Light-Produkte
Fruchtsäfte und Milchgetränke enthalten Kohlenhydrate und werden als BE angerechnet. Sie sind ebenfalls innerhalb der täglichen Energiemenge (Gesamtkalorienzahl) zu berücksichtigen.
Alkoholische Getränke Alkohol gehört zu den ältesten Genussmitteln überhaupt. Bereits frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass ein maßvoller Alkoholkonsum mit einem geringeren Risiko für das Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung steht. Alkoholmissbrauch hingegen ist mit einer Vielzahl von gravierenden Gesundheitsschäden verbunden. Positive, aber auch negative Aspekte des Alkoholkonsums sollen im Folgenden genauer betrachtet werden.&91;10&93;
Sind in kleinen Mengen erlaubt. Dies betrifft etwa eine Tagesgesamtdosis von zwei Gläsern Bier (je 0,2 l) oder zwei Gläser trockenen Weißweins bzw. Sekt (je 0,1 l). Wer alkoholische Getränke konsumiert, sollte dies immer in Verbindung mit einer Mahlzeit tun, da Alkohol zu Hypoglykämie führen kann. Insulinpflichtige Diabetiker sollten nach dem Konsum von Alkohol einen Blutzuckerwert von 8,0 mmol/l (144 mg/dl) vor dem Schlafengehen nicht unterschreiten (Risiko einer nächtlichen Unterzuckerung). Daher sollte nach dem Genuss von Alkohol immer der Blutzuckerwert gemessen werden. Liegt dieser Wert unter 120 mg/dl (6,6 mmol/l), sollten zusätzlich noch ein bis zwei BE konsumiert werden.
Die Umsetzung
- Reduzierung der täglichen Fettzufuhr unter Bevorzugung ungesättigter Fettsäuren (Olivenöl, Rapsöl, Fisch).
- Gut und vielseitig würzen, aber sparsam mit Salz umgehen.
- Nur gelegentlich Süßigkeiten konsumieren.
- Vollkornprodukte bevorzugen (enthalten viele B-Vitamine).
- Tierisches Eiweiß reduzieren.
- Auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten, beispielsweise durch Mineralwasser!
- Reichlich Gemüse, Kartoffeln sowie Obst verzehren.
- Mehrere kleinere Mahlzeiten sind vorteilhaft.
Berechnung des BMI
Der Body-Mass-Index (BMI) dient als Wert, um festzustellen, ob man sein persönliches Idealgewicht oder Übergewicht (Adipositas) hat.
Kann man Diabetes mellitus Typ II durch Ernährung vorbeugen?
Eine neue Studie aus Boston zeigt: Der Konsum von rotem Fleisch erhöht die Wahrscheinlichkeit, an Diabetes mellitus Typ II zu erkranken. Wer seine Proteine stattdessen über Nüsse, Getreide oder fettarme Milchprodukte aufnimmt, verringert das Risiko einer Zuckerkrankheit deutlich.&91;11&93;
Extrem kalorienarme Ernährung verbessert die Insulinsekretion
"Eine sehr kalorienarme Ernährung führt zu einer schnellen Verbesserung der Insulinsekretion. (...) Bisher ging man davon aus, dass eine Reduzierung der Kalorienzufuhr die Blutzuckereinstellung bei Typ-2-Diabetes verbessert, und zwar hauptsächlich durch eine Verringerung der Insulinresistenz. Die hier präsentierte Studie zeigt jedoch, dass eine deutliche Einschränkung der Kalorienzufuhr bei Adipositas und Typ-2-Diabetes bereits nach einer Woche zu einer signifikanten Verbesserung der Insulinsekretion führt. Nach den Ergebnissen dieser Studie kann vermutet werden, dass diese Verbesserung der Insulinsekretion durch eine akute Abnahme des Fettgehalts in der Leber verursacht wird", berichtet Diabetes Deutschland.&91;12&93;
Übergewicht und Diabetes
Erfolgreiche Programme zur Gewichtsreduktion bei Personen mit Diabetes führen zu einer besseren Diabeteseinstellung, Einsparung von Medikamenten sowie einer Senkung von Blutdruck und Blutfettwerten. Diese erfolgreichen Programme beinhalten meist konkrete Anleitungen zu Ernährung, körperlicher Aktivität, Verhaltensänderungen, regelmäßige Selbstmessung des Körpergewichts und regelmäßige Kontakte zwischen Arzt und Patient.&91;13&93;
Die Daten des deutschen multizentrischen sowie interdisziplinären OPTIFAST®-Programms verdeutlichen, dass mit einer Formula-Diät eine beachtliche Gewichtsabnahme erreicht werden kann, insbesondere wenn diese in ein strukturiertes Gesamtprogramm inklusive Verhaltens- und Bewegungstherapie integriert ist. Es wäre nun wichtig, weitere längerfristige Studien durchzuführen, die noch länger anhaltende Effekte aufzeigen.
Quellen
- ↑ DMP Programm Diabetes, DAK
- ↑Deutsche Diabetes Gesellschaft
- ↑Jennifer Nettleton, von der Epidemiologischen Abteilung der University of Texas School of Public Health, Houston, und Kollegen im Fachjournal Diabetes Care."
- ↑Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)
- ↑Diabetes Deutschland Erhöhtes Diabetes-Risiko durch künstlich gesüßte Getränke?
- ↑Besser eingestellt! DMP-Information der DAK
- ↑ DAK DMP-Info Frühjahr 2010
- ↑ EPIC-Studie (European Prospective Investigation of Cancer-Norfolk Study) aus Großbritannien.
- ↑ Prof. Dr. med. Werner Scherbaum, Direktor der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Rheumatologie, National WHO Collaborating Center for Diabetes, European Training Center in Endocrinology and Metabolism, Universitätsklinikum Düsseldorf
- ↑Diabetes heute
- ↑An Pan; American Journal of Clinical Nutrition (doi:10.3945/ajcn.111.018978).
- ↑Diabetes Deutschland. Eine extrem Kalorien-arme Kost führt zu einer raschen Verbesserung der Insulin-Sekretion
- ↑ Diabetes Deutschland; Übergewicht und Diabetes - Die Suche nach der richtigen Therapie