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Wie viel Urin beim Wasserlassen?

Viele Männer kennen es sicherlich: Wer beim Kneipenbesuch als Erster die Toilette aufsucht, übernimmt die Kosten für die nächste Runde. Ein gängiger Spruch zu später Stunde ist das Angeben damit, dass man bereits eine 1,5-Liter-Flasche mit Urin in einem einzigen Zug gefüllt habe. Doch ist das überhaupt realisierbar? Und besteht die Gefahr, dass die Blase platzt? Diese und weitere Fragen rund um die Harnblase erläutern wir mit Herrn Prof. Dr. med. Christian Wülfing, dem Chefarzt der Urologieabteilung im Asklepios Klinik Hamburg-Altona.

Welches Fassungsvermögen besitzt die Blase eines Mannes im Normalfall?

Unsere Harnblase dient als Auffangbehälter für Urin, welcher durch die Nieren bei der Blutreinigung erzeugt wird. Sie speichert ihn und leitet ihn anschließend über die Harnröhre nach außen. "Üblicherweise hat die männliche Harnblase ein Volumen von etwa 300 bis 400 ml. Allerdings ist sie sehr elastisch und kann auch größere Mengen aufnehmen", erklärt Herr Dr. Wülfing.

Ist es schädlich für die Gesundheit, dem Harndrang nicht unverzüglich nachzugeben?

Die Blasenentleerung unterliegt unserer willentlichen Kontrolle. Bei gesunden Personen spielt es keine Rolle, ob die Blase leer oder voll ist, da der Blasen-Schließmuskel stets kontrahiert bleibt. Während sich die Blase füllt, übermitteln Nervensignale von der Blasenwand kontinuierlich den aktuellen Füllstand an das Gehirn. Sobald die Blase voll ist, wird signalisiert, dass eine Entleerung notwendig ist. Wenn wir dann die Toilette aufsuchen, entspannen wir den Schließmuskel, während sich gleichzeitig der Blasenmuskel zusammenzieht, um den Urin aus der Blase zu befördern.

"Wenn man dem Bedürfnis, Wasser zu lassen, nicht umgehend nachgibt, ist dies in einem gewissen Rahmen unbedenklich", erläutert Dr. Wülfing, "Man kann auf diese Weise sogar die Kapazität der Blase trainieren". Dabei lernt die Blase, sich trotz zunehmender Füllmenge erst später durch Harndrang zu melden.

Ist es möglich, eine 1,5-Liter-Flasche in einem Zug mit Urin zu befüllen?

Kann es tatsächlich sein, dass jemand eine 1,5-Liter-Wasserflasche mit einer einzigen Urinportion gefüllt hat? Dr. Wülfing sagt dazu: "Dies ist zwar denkbar, deutet aber eher auf eine überdehnte Harnblase hin. Auf lange Sicht ist es nicht förderlich für die Gesundheit, wenn die Harnblase dauerhaft stark ausgedehnt ist."

Wer den Urin häufig über einen längeren Zeitraum einhält, obwohl der Körper dringend signalisiert, möglichst schnell eine Toilette aufzusuchen, riskiert eine Überdehnung der Blasenmuskulatur. Im Laufe der Zeit kann die überdehnte Blasenmuskulatur die Fähigkeit verlieren, sich wieder in ihren Normalzustand zusammenzuziehen. Die Folge: Die Muskulatur wird schwächer, und die Blase kann nicht mehr vollständig oder, im schlimmsten Fall, überhaupt nicht mehr willentlich entleert werden. In diesem Fall droht die Notwendigkeit eines Katheters, da das Wasserlassen nicht mehr möglich ist. Ebenso können schmerzhafte Blasensteine und -entzündungen entstehen.

Kann die Harnblase bei Überfüllung platzen?

Nein, glücklicherweise ist dies nicht möglich. Zwar kann ein gesunder Mensch den Schließmuskel über einen längeren Zeitraum und mit großer Willenskraft geschlossen halten, jedoch nur bis zu einem bestimmten Limit. Sobald die maximale Speicherkapazität erreicht ist und der Blasenmuskel unter zu hoher Spannung steht, gibt der Schließmuskel automatisch nach.

Wie oft sollte ein Mann im Laufe eines Tages urinieren?

Dr. Wülfing erklärt: "Es existiert eine einfache Faustregel: Wenn die Harnblase etwa 300 Milliliter fasst und man 1,5 Liter Flüssigkeit zu sich nimmt, sollte man ungefähr fünfmal die Toilette aufsuchen." Wer drei Liter trinkt oder bereits bei einem geringeren Volumen als 300 Millilitern die Blase entleert, wird entsprechend häufiger zur Toilette gehen müssen.

Welche Blasenerkrankungen treten bei Männern am häufigsten auf?

"Blasenentzündungen kommen bei Männern deutlich seltener vor als bei Frauen, können aber auftreten, besonders wenn die Blasenentleerung durch eine Vergrößerung der Prostata erschwert wird", so Dr. Wülfing. Eine vergrößerte Prostata könne auch zu einer Überdehnung der Blase führen, da diese ständig gegen den Widerstand der Prostata arbeiten muss und dadurch mit der Zeit überdehnt, so der Experte. Dadurch nimmt die Spannkraft des Blasenmuskels ab, was zu Entleerungsstörungen führen kann.

Des Weiteren sind Männer häufiger von Harnblasenkrebs betroffen als Frauen: Von den etwa 30.000 Betroffenen in der Bundesrepublik Deutschland sind mehr als 23.000 männlich, wie das Deutsche Krebsforschungszentrum mitteilt. Der bedeutendste Risikofaktor hierfür ist das Rauchen.

Was kann man für eine gesunde Harnblase tun?

"Ausreichend trinken, das heißt mindestens anderthalb bis zwei Liter täglich, sowie auf eine regelmäßige Blasenentleerung achten", empfiehlt Dr. Wülfing. "Bei nachlassendem Haltevermögen sollte man frühzeitig einen Urologen konsultieren. Ebenso sollte das Auftreten von Blut im Urin ernst genommen und in jedem Fall medizinisch abgeklärt werden."

Wettkämpfe darüber, wer seinen Urin am längsten zurückhalten kann, können schlimmstenfalls in die Hose gehen, aber zum Glück kann die Blase nicht platzen. Dennoch ist es nicht ratsam, dies zu tun.

Genannte Quellen:

Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums: Blasenkrebs (Harnblasenkarzinom), letzte Aktualisierung am 11.06.2023