Fruchtbarkeit während des Eisprungs
Der Ovulationszeitpunkt und die fruchtbaren Tage im Überblick
Wenn bekannt ist, wann die empfängliche Phase im Zyklus einer Frau beginnt und endet, kann - je nach Wunschlage - entweder eine Schwangerschaft verhindert oder die Wahrscheinlichkeit auf Nachkommen gezielt gesteigert werden. Diesem Gedanken liegen die „Natürlichen Methoden der Familienplanung' (NFP) zugrunde.
Natürliche Familienplanung
t3://page?uid=9966Methoden zur Bestimmung der Tage der Fruchtbarkeit werden von Frauen und Paaren dazu eingesetzt, eine Schwangerschaft zu verhindern oder diese besser zu planen. Daher werden sie als „Natürliche Methoden der Familienplanung' (NFP) bezeichnet.
Paare, die auf diese Weise verhüten, müssen an den fruchtbaren Tagen entweder auf den Geschlechtsakt verzichten oder ein zusätzliches Kontrazeptivum verwenden, beispielsweise Kondome. Wollen Paare hingegen ihren Kinderwunsch erfüllen, unterstützen sie die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft, wenn sie in der fruchtbaren Phase des Zyklus Geschlechtsverkehr haben.
Fruchtbare sowie unfruchtbare Tage im Detail
In der Regel kommt es einmal während eines jeden Zyklus der Frau zu einer Ovulation. Dies impliziert, dass sich eine Eizelle aus dem Ovar löst und in eine der Tuben gelangt, von wo sie langsam in Richtung Uterus wandert. Nach dem Eisprung ist eine Eizelle ungefähr 12 bis 24 Stunden befruchtbar. Danach löst sie sich auf ganz natürlich.
Auch vor dem Eisprung kann ungeschützter Geschlechtsverkehr zu einer Schwangerschaft führen. Das liegt darin begründet, dass männliche Spermien bis zu fünf Tage lang im Zervixschleim und in der Gebärmutter überdauern können. Dort können sie gewissermaßen auf den Eisprung „lauern'. Rechnet man diese maximal fünf Tage mit dem Tag des Eisprungs zusammen, resultiert daraus eine Zeitspanne von insgesamt sechs fruchtbaren Tagen.
Wo genau im Zyklus einer Frau diese fruchtbaren Tage lokalisiert sind, hängt somit davon ab, wann sie ihren Eisprung hat. Natürliche Methoden der Familienplanung versuchen demzufolge, den Zeitpunkt des Eisprungs so präzise wie möglich zu bestimmen.
Wann findet die Ovulation im Zyklus der Frau statt?
Für eine sichere Kontrazeption oder die Erfüllung eines Kinderwunsches wäre es optimal, schon im Vorfeld zu wissen, wann exakt die Ovulation stattfindet. Dann wäre klar, wann die sechs fruchtbaren Tage im Zyklus beginnen und eine Verhütung notwendig wird. Allerdings ist es einfacher, im Nachhinein zu verifizieren, dass der Eisprung stattgefunden hat, als vorherzusagen, wann er erfolgen wird. Es wird zwar oft behauptet, der Eisprung finde „in der Zyklusmitte' oder „am 14. Zyklustag' statt. Aber die Sachlage ist komplexer.
Der Zeitpunkt der Ovulation hängt bei einer Frau davon ab, wie lange ihre Eizelle jeweils zum Reifen braucht - und dies variiert von Frau zu Frau und kann auch von Zyklus zu Zyklus unterschiedlich sein.
Die nachfolgenden Beispiele veranschaulichen, wie sich der Eisprung und somit die fruchtbaren Tage je nach Zykluslänge verschieben können:
Bestimmung der fruchtbaren und unfruchtbaren Tage im Überblick
Ovulationsrechner usw.: Kalendermethoden im Einsatz
Kalendermethoden versuchen, den Tag der Ovulation im Vorfeld zu „kalkulieren'. Die Mehrheit der sogenannten „Eisprung-Rechner', „Fruchtbarkeitsrechner', „Ovulationsrechner', „Zyklus-Apps', „Menstruations-Apps' oder „Kalender-Apps' im World Wide Web arbeiten mit der sogenannten Kalendermethode.
Das Problem der Kalendermethode besteht jedoch darin, dass sie von einem konstanten „Standard-Zyklus' von 28 Tagen ausgeht. Diesen hat aber nur etwa jede zehnte Frau. Darüber hinaus schwankt die Zykluslänge auch bei ein- und derselben Frau. Sogar bei Frauen mit einem regelmäßigen Zyklus kann der Eisprung zu unterschiedlichen Zeitpunkten stattfinden: Eine Infektion, eine durchwachte Nacht, ein Kurzurlaub oder starker Stress - und schon kann sich der Eisprung um einige Tage verzögern.
Einige Apps und Rechner ermitteln deshalb die individuelle Durchschnittslänge mehrerer Zyklen einer Frau oder beziehen den längsten sowie den kürzesten Zyklus der letzten Monate bei der Kalkulation der fruchtbaren Tage mit ein. All dies ändert aber nichts an der Tatsache, dass im gegenwärtigen Zyklus alles komplett anders verlaufen kann als im letzten. Aus diesem Grund sollte man sich nicht ausschließlich auf solche Kalkulationen verlassen, um eine Schwangerschaft zuverlässig zu verhindern.
Wenn eine Frau schwanger werden möchte, bieten die Auseinandersetzung mit dem eigenen Zyklus (auch mithilfe von Apps und anderen Rechnern) dennoch nützliche Hinweise auf die fruchtbaren sowie unfruchtbaren Tage.
Basaltemperatur, Zervixschleim und Konsistenz des Muttermunds: Den Eisprung mithilfe von Körperzeichen erkennen
Verschiedene natürliche Methoden der Familienplanung versuchen, mithilfe spezifischer Körperzeichen zu erkennen, dass die Ovulation unmittelbar bevorsteht oder gerade stattgefunden hat.
Dabei werden die folgenden Körperzeichen gemessen bzw. beobachtet und dokumentiert:
- Die morgendliche Temperatur (Basaltemperatur): Bis zum Eisprung entspricht die Aufwachtemperatur der normalen Körpertemperatur. Nach der Ovulation steigt sie um etwa 0,2 °C an und bleibt bis zum Beginn der nächsten Blutung so erhöht.
- Die Beschaffenheit des Zervixschleims: Der Zervixschleim blockiert an den meisten Tagen des Zyklus den Zugang zur Gebärmutter, verflüssigt sich aber kurz vor dem Eisprung. Nach der Ovulation verfestigt er sich wieder. Die Veränderungen des Zervixschleims lassen sich am Eingang der Vagina (Scheide) fühlen oder erkennen.
- Die Konsistenz des Muttermunds: Der Muttermund ist das untere Ende des Gebärmutterhalses und kann mit dem Finger in der Vagina ertastet werden. Unmittelbar nach der Menstruation (Monatsblutung) ist er geschlossen und fühlt sich fest an (wie eine Nasenspitze). In der fruchtbaren Zeit ist er weich (wie Lippen) und leicht geöffnet. Außerdem verlagert er sich tiefer zurück in die Vagina.
Wird nur die Aufwachtemperatur gemessen, spricht man von der „Temperaturmethode'. Bei der „Billings-Methode' werden ausschließlich die Veränderungen des Zervixschleims beobachtet. Die Untersuchung des Muttermundes ist eher eine ergänzende Methode. Alle drei Methoden haben jedoch gemeinsam, dass sie für sich allein betrachtet zur Bestimmung der fruchtbaren Zeit nicht sicher genug sind. Werden sie kombiniert, lässt sich eine bevorstehende Ovulation meist gut bestimmen.
Von den Methoden zur Erkennung der fruchtbaren Tage ist die „symptothermale Methode' die präziseste. Sie kombiniert die Messung der Aufwachtemperatur mit der Beobachtung des Zervixschleims und wertet die Daten nach einem festgelegten Regelwerk aus. Weitere Informationen dazu sind im Text „Die symptothermale Methode' zu finden.
Die hormonelle Methode: Den LH-Wert bestimmen (Ovulationstests)
In jedem Zyklus beginnt der Körper am Ende der Eizellreifung das sogenannte LH-Hormon freizusetzen, das ab einer bestimmten Konzentration den Eisprung initiiert.
„Ovulationstests' messen aus diesem Grund mithilfe von Teststreifen oder „Zyklus-Computern' im Verlauf des Zyklus die Menge an LH-Hormon im Urin oder im Speichel. Damit soll festgestellt werden, wann die LH-Konzentration am höchsten ist, der Eisprung also kurz bevorsteht. Es kommt allerdings vor, dass es bei einer Frau mehrfach innerhalb eines Zyklus zur Überschreitung des Schwellenwertes kommt. Hinzu kommen unterschiedliche Konzentrationen des LH-Hormons im Morgenurin, was zu unkorrekten Messergebnissen führen kann.
Die Methode alleine ist demnach nicht für eine zuverlässige Kontrazeption geeignet. Sie kann aber dabei unterstützen, schneller schwanger zu werden. Außerdem kann sie mit anderen „natürlichen Methoden' kombiniert werden.
Wie zuverlässig verhüten natürliche Methoden der Familienplanung wirklich?
Die Verhütungssicherheit der „natürlichen Methoden' ist sehr unterschiedlich und insbesondere dann eher gering, wenn sie isoliert angewendet werden. Es mangelt an unabhängigen wissenschaftlichen Studien zu den Methoden sowie Apps.
Eine höhere Zuverlässigkeit kann erzielt werden, wenn mehrere Methoden miteinander kombiniert werden - wie beispielsweise bei der symptothermalen Methode „Sensiplan', die vergleichsweise gut untersucht ist.
Die Verhütungssicherheit „natürlicher Methoden' hängt primär davon ab, wie konsequent sie angewendet werden, wie erfahren die Nutzerinnen sowie Nutzer damit sind und wie konsequent an den fruchtbaren Tagen mit einem anderen Kontrazeptivum verhütet wird. Einige Paare, die natürliche Methoden praktizieren, verwenden an allen Tagen des Zyklus zusätzlich Kondome oder ein Diaphragma, um die Verhütungssicherheit insgesamt zu erhöhen. Kondome schützen überdies vor sexuell übertragbaren Infektionen (STI).
Paare mit Kinderwunsch können sich mithilfe natürlicher Methoden eine grobe Orientierung verschaffen, um den Zyklus der Frau besser kennenzulernen und die Wahrscheinlichkeit auf eine Schwangerschaft zu erhöhen.
Nur eine Minderheit der Frauen kann ihren Eisprung tatsächlich spüren. Manche spüren den bevorstehenden Eisprung als ein Ziehen auf der linken oder rechten Seite des Unterbauchs („Mittelschmerz'). Bei einigen Frauen sind die Brüste in dieser Zeit sehr sensibel. Wenige Frauen haben zum Zeitpunkt der Ovulation eine leichte Blutung, andere bemerken solche oder ähnliche Anzeichen nur in manchen Zyklen oder gar nicht.
Es ist unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen, dass ungeschützter Geschlechtsverkehr während der Menstruationsblutung zu einer Schwangerschaft führt. Hat eine Frau einen kurzen Zyklus (weniger als 24 Tage), kann sie schon wenige Tage nach der Menstruation einen Eisprung haben. Hatte sie während der Menstruation Sex, kann es zur Befruchtung kommen, da die Spermien im Körper der Frau drei bis fünf Tage lang lebensfähig sind. Wenn Sie einen kurzen Zyklus haben und auf keinen Fall schwanger werden möchten, sollten Sie vorsichtshalber auch während der Monatsblutung verhüten.
Am wahrscheinlichsten kommt es zu einer Befruchtung der Eizelle, wenn ein Paar einen Tag vor der Ovulation miteinander schläft. Am Tag des Eisprungs selbst kann es schon zu spät sein, weil die Spermien einige Stunden brauchen, um die Eizelle zu erreichen, und Eizellen oft weniger als einen Tag lang befruchtungsfähig sind. Zu einer Schwangerschaft kann es bis zu fünf Tage nach einem ungeschützten Geschlechtsverkehr kommen, sehr selten sogar noch etwas später.
Wenn Frauen ihre Basaltemperatur während ihres Zyklus messen, können sie feststellen, dass meist ein Tag nach der Ovulation ihre Körpertemperatur um etwa 0,2 Grad Celsius ansteigt, mitunter auch schon am Tag der Ovulation selbst. Bleibt die Temperatur dann konstant erhöht, hat der Eisprung mit hoher Wahrscheinlichkeit stattgefunden. Wurde die Eizelle nicht befruchtet, sinkt die Basaltemperatur kurz vor oder während der nächsten Menstruation wieder auf den normalen Wert. Bei einer Schwangerschaft bleibt sie hingegen erhöht.