Grüner Stuhlgang bei Säuglingen
von Dr. Sandra Hermes
Grüner Stuhlgang beim Baby - ist das normal? Wir erklären potentielle Ursachen und geben einen Überblick, was Farbe, Geruch und Konsistenz des Windelinhalts offenbaren.
Nun sind Sie im Elternalltag angekommen. Dass Sie sich nun mit anderen Mamas und Papas regelmäßig über die Stuhlfarbe Ihres Kindes austauschen, hätten Sie sich vor der Geburt Ihres Babys sicherlich nicht vorstellen können. Und jetzt überlegen Sie, ob grüner Stuhlgang tatsächlich normal ist. Beim Windelorakeln hilft in den meisten Fällen schon der gesunde Menschenverstand: Bei starkem Durchfall oder Blut im Stuhl ist ein Besuch bei Kinderarzt oder Kinderärztin ratsam, selbstredend. Aber woher kommt grüner Kot? Wenn der Windelinhalt Ihres Babys grün statt braun ist, kann eine Portion Spinat der Auslöser sein - muss es aber nicht. Denn gerade bei Neugeborenen kann grüner Stuhlgang noch andere Gründe haben. In einer kleinen Stuhlkunde erläutern wir, welche dies sind.
Ist grüner Stuhlgang beim Baby normal oder Anlass zur Besorgnis?
Der erste Stuhlgang Ihres Babys unterscheidet sich gänzlich von dem, was man sich als frischgebackene Eltern vielleicht vorgestellt hat - und manchmal kann das zu Sorgen führen. Eine zähe, schwarz-grünliche und teerartige Masse landet da nach dem ersten Trinken in der Windel. Aber alles gut, das ist völlig normal! In diesem Mekonium ist in konzentrierter Form alles enthalten, was Ihr Baby während seiner Zeit in Ihrem Bauch geschluckt hat. Dazu gehören Haar- und Hautzellen, Fruchtwasser, Teile von Schleimhaut und eingedickte Gallensäfte. In den ersten ein bis drei Tagen wird das sogenannte Kindspech ausgeschieden und Verdauung und Darm passen sich langsam an die neue Art der Nahrungsaufnahme an - die Farbe des Stuhls wird jetzt zunehmend gelb-grün. Aber: Stuhlfarbe und -konsistenz werden sich in den ersten Monaten noch häufiger wandeln.
Auch nachdem das Mekonium respektive Kindspech in der Windel gelandet ist, kann der Stuhlgang von Babys gelegentlich eine grüne Farbe annehmen. Nur ist der Stuhl dann in der Regel viel heller und weist eine andere Konsistenz auf als das teerartige Mekonium. Ist die Ausscheidung weich und der Geruch unauffällig, ist grünlicher Stuhlgang in den meisten Fällen ganz normal. Wenn Ihnen ein beißender Geruch entgegenschlägt und Ihr Kleines Durchfall oder Verstopfung hat, könnte ein Infekt oder eine andere Erkrankung vorliegen. Lassen Sie sich dann unbedingt von Ihrer Kinderärztin oder Ihrem Kinderarzt beraten.
Ursachen für grünen Stuhlgang bei Babys
Ein grüner Windelinhalt kann unterschiedliche Gründe haben. Häufig liegt die Ursache für die Grünfärbung in der Nahrungsaufnahme, aber auch die Einnahme von Medikamenten kann bei Babys zu grünem Stuhlgang führen. Wichtig: Grüner Stuhlgang beim Baby ist in der Regel kein Grund, dass Sie sich als Eltern Sorgen machen müssen. Die folgenden Ursachen kommen infrage:
Wenn Sie stillen
In den ersten Wochen trinkt Ihr Stillbaby nach dem Kolostrum (Vormilch) die sogenannte Übergangsmilch. Sie hat eine bläulich-weiße Farbe und kann nach der Verdauung bei Ihrem Baby zu einer hellgrünen, dünnflüssigen Ausscheidung führen. Der normale Muttermilchstuhl wandelt sich dann nach einigen Wochen zu Hellgelb, Ocker- oder Senffarben. Aber auch später kann es bei Stillbabys zu grünem Stuhlgang kommen. Trinkt Ihr Baby eine Brust nicht ganz leer, nimmt es mehr Vordermilch zu sich. Das resultierende Ungleichgewicht zwischen der eher wässrigen Vordermilch und der fettreicheren Hintermilch kann zu einer grünlichen Färbung des Stuhls führen, da sich dadurch die Verdauung beschleunigen kann und Gallensäfte mit ausgeschieden werden. Die Lösung: Die Brust lieber später wechseln, damit auch von der Hintermilch ausreichend getrunken wird.
Hat Ihr Stillkind selten Stuhlgang und ist dieser dann grün gefärbt, kann auch eine zu geringe Trinkmenge die Ursache für eine Grünfärbung sein. Am besten sprechen Sie die Beobachtung mit Ihrer Hebamme an. Sie hat sicherlich einige Tipps parat, wie Sie die Trinkmenge steigern und genauer protokollieren können.
Wenn Sie das Fläschchen geben
Bekommt Ihr Kleines Flaschennahrung statt Muttermilch, ist grüner Stuhlgang ganz typisch. Ursache ist vor allem das hydrolisierte Eiweiß in HA-Nahrung. Keine Sorge, die Färbung ist normal und unbedenklich. Der Stuhl von Flaschenbabys kann von hellgelb über ockerfarben bis zu einem Dunkelgrün reichen.
Grünes Gemüse in der Beikost
Wenn Ihr Baby schon beikostreif ist (mehr dazu in unserem Artikel zu den Beikostreifezeichen), wird Sie der Windelinhalt nun daran erinnern, was es am Vortag zu essen bekam. Nicht nur Spinat verursacht grünen Stuhl. Auch andere grüne Gemüsesorten und Kräuter (Petersilie, Erbsen, Brokkoli, Algen) färben den Kot grünlich, besonders wenn sie roh gegessen wurden. Verantwortlich ist das in den Pflanzen enthaltene Chlorophyll.
Durchfall
Bei einer normalen Verdauung färbt Magensäure den Stuhl braun. Leidet Ihr Baby unter Durchfall, kommen die Stoffwechselprodukte kaum in Kontakt mit der Magensäure und der Kot bleibt grünlich.
Antibiotika
Auch die Einnahme von Medikamenten kann den Stuhl verändern. Bekommt Ihr Baby selbst Antibiotika oder Sie als stillende Mama, kann der Stuhl Ihres Babys sich dadurch grünlich färben. Oft wird er außerdem weicher oder flüssig. Nach dem Absetzen der Medizin kann sich die natürliche Darmflora regenerieren und Farbe und Konsistenz der Ausscheidungen werden wieder normal.
Infekt
Auch Magen-Darm-Infekte können grünen Stuhlgang verursachen. Häufig ist der Stuhl dann außerdem schleimig, schaumig oder wässrig und riecht unangenehm. Gehen Sie unbedingt zu Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, um die Infektion abklären zu lassen.
Erkältung
Auch eine harmlose Erkältung kann hinter grünlichem Stuhl stecken. Das liegt dann daran, dass Ihr Baby viel Schleim geschluckt hat.
Welche Färbungen kann Baby-Stuhl noch haben?
Die Grünfärbung hat in den meisten Fällen also eine harmlose und völlig normale Ursache. Steckt doch ein Infekt oder eine ernste Erkrankung dahinter, werden Sie in der Regel auch andere Anzeichen wachsam werden lassen. Kommen zu dem grünen Windelinhalt etwa ein stechender Geruch, dunkler Urin, Bauchschmerzen, Fieber und Unruhe hinzu, ist es Zeit, zu Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin zu gehen.
Babystuhl kann noch andere Färbungen aufweisen. Ein Überblick:
Senfbrauner bis hellgelber Stuhlgang beim Baby
So sieht der typische Muttermilchstuhl aus, wenn sich die Verdauung nach den ersten Lebenswochen eingependelt hat. Die Konsistenz reicht von flüssig, über zäh-schleimig bis cremig, der Geruch ist eher fruchtig bis quarkig als unangenehm.
Schwarzer Stuhlgang beim Baby
Handelt es sich nicht um das Mekonium, den ersten Stuhlgang nach der Geburt, ist schwarzer Stuhlgang möglicherweise ein Hinweis auf älteres Blut im Stuhl. Ihr Baby kann beim Stillen Blut von Ihren wunden Brustwarzen mitgeschluckt haben. Das Blut stammt aber vielleicht auch von einer kleinen Verletzung des Magen-Darmtrakts Ihres Babys.
Die harmloseste Erklärung liegt in der Nahrungsaufnahme. Hat Ihr Kind Pflaumenmus oder Heidelbeeren gegessen? Oder geben Sie Ihrem Baby (nach ärztlicher Absprache) zusätzlich ein Eisenpräparat oder Babymilch mit Eisenzusatz? Auch das könnte die dunkle Färbung erklären. Zur Sicherheit sollten Sie schwarzen Stuhl aber unbedingt von Ihrer Kinderärztin oder Ihrem Kinderarzt abklären lassen.
Grauer oder weißer Stuhlgang beim Baby
Dass der Stuhl weiß, grau oder farblos ist, ist sehr selten. Falls doch, kann ein Problem mit der Gallenausscheidung oder eine Leberentzündung die Ursache sein. Sind im normalfarbigen Stuhl kleine weiße Stippen zu erkennen, könnte es sich um Würmer handeln. Unverdaute Reiskörner oder geronnenes Eiweiß aus der Muttermilch sind aber ebenfalls denkbar. Am besten nehmen Sie eine Stuhlprobe mit zur Kinderärzt:in.
Roter Stuhlgang beim Baby
Sie haben helles, frisches Blut in der Windel entdeckt? Ihre Ärzt:in kann einschätzen, ob es sich um einen kleinen Riss in der Darmschleimhaut oder dem Anus (beispielsweise durch eine Verstopfung bei Babys) oder um eine andere Ursache handelt. Die rötliche Verfärbung sieht eher nicht nach Blut aus? Auch die Nahrung kann zu einer rötlichen Verfärbung führen, wenn Ihr Kleines schon Beikost zu sich nimmt. Die intensiven Farbstoffe der Roten Bete können den Stuhl zum Beispiel rötlich verfärben.
Hellbrauner bis dunkelbrauner Stuhlgang beim Baby
Je häufiger Ihr Kind am Familientisch mitisst und je weniger Milch es bekommt, desto dunkler wird sich sein Stuhl färben. Solange die Konsistenz weich und leicht geformt ist, sind alle Schattierungen von Beige, Ocker und Braun völlig normal.
Foto-RatgeberZicke, zacke, Babykacke - Windelinhalt auf dem Prüfstand
10 BilderWelche Konsistenz hat der Stuhl bei Babys?
Neben der Stuhlfarbe verrät auch die Konsistenz viel darüber, ob es Ihrem Baby gut geht. Bis in den zweiten Stillmonat ist die Konsistenz des Stuhlgangs sehr weich bis flüssig. Bei Flaschenbabys ist der Stuhl eher cremig bis fest. Mit der Reifung des Verdauungstrakts verändert sich der Stuhl dann auch bei Stillkindern. Cremig bis weich sieht der Windelinhalt ab dem zweiten Stillmonat aus. Wird der Stuhlgang danach wieder flüssig, hat Ihr Kleines Durchfall. Ein Arztbesuch wird sicher klären, was Ihrem Schatz fehlt.
Medikamente können ebenfalls zu einer Stuhlveränderung führen. Muss Ihr Baby ein Antibiotikum nehmen, wird der Stuhl weicher. Leidet Ihr Kleines nach einer Nahrungsumstellung unter Verstopfung, können mehr Bewegung und mehr Flüssigkeit helfen. Ob ein weichmachendes Medikament notwendig ist, wird Ihr:e Ärzt:in Ihnen sagen.
Achtung: Bei Durchfall droht bei Babys und sehr kleinen Kindern schnell ein Flüssigkeitsverlust. Achten Sie darauf, dass es genug trinkt. Geht der Durchfall beim Baby mit Blähungen und Bauchkrämpfen einher, kann auch eine Kuhmilchallergie oder eine Milchzuckerunverträglichkeit vorliegen. Eine angeborene Laktoseintoleranz ist allerdings sehr selten. Häufiger reagieren Säuglinge auf das tierische Kuhmilcheiweiß, das sich durch den Verzehr von Milchprodukten auch in der Muttermilch befinden kann.
Welcher Windelinhalt-Geruch ist normal?
Muttermilchstuhl riecht zunächst süßlich, nach einigen Lebenswochen leicht säuerlich. Flaschenkinder haben schon zu Beginn einen intensiver riechenden Stuhl. Es ist also normal, wenn Sie sich beim Wickeln am liebsten die Nase zuhalten würden.
Ist Ihr Baby krank oder bekommt es Medikamente, hat das Auswirkungen auf den Geruch des Windelinhalts. Er riecht dann oft chemisch oder stinkt fischig oder nach faulen Eiern. Bekommt Ihr Kleines schon Brei oder andere Beikost, verändert dies ebenfalls den Geruch des Stuhlgangs. Dass dieser nach dem Genuss von Fleisch und Hülsenfrüchten stinkt, ist genauso normal wie bei größeren Kindern und Erwachsenen.
Wie oft machen Babys die Windel voll?
Anfangs werden Sie die Windel Ihres Babys mehrmals täglich wechseln. 5 bis 8 Windeln am Tag sind ganz normal. Ein großes Geschäft muss allerdings nicht immer drin sein. Zwar können Babys in den ersten Lebenswochen auch mehrmals am Tag Stuhlgang haben. Später ist aber alles zwischen einmal täglich und wenige Male pro Woche normal. Wichtig ist nur, dass das Baby normal gedeiht, es sich wohlfühlt und keine Schmerzen beim Stuhlgang hat.
Dass die Windel gegen Ende des ersten Lebensmonats auch mal stuhlfrei ist, liegt an der Reifung des Darms. Während eines Entwicklungsschubs resorbiert das Organ mehr Nährstoffe und verringert so die Masse der Ausscheidungen. Dadurch wird auch der Stuhl fester.
Quellen:
- Consolini, Deborah M.: Verstopfung bei Kindern, MSD Manual (2020)
- Consolini, Deborah M.: Durchfall bei Kindern, MSD Manual (2020)
- Forschungsdepartment Kinderernährung (FKE): Empfehlungen für die Ernährung von Säuglingen, der Ernährungsplan für das 1. Lebensjahr, Broschüre (2019)
- Nolden, A. et al.: Das große Buch für Babys erstes Jahr: Das Standardwerk für die ersten 12 Monate, Gräfe und Unzer (2013)
- Renz-Polster, H. et al.: Gesundheit für Kinder: Moderne Medizin - Naturheilverfahren - Selbsthilfe. Kinderkrankheiten verhüten, erkennen, behandeln. Kösel-Verlag (2020)
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