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Risiken durch Risse im Gebäude

Wandrisse identifizieren, klassifizieren und instand setzen

Sprünge im Mauerwerk (oder: Wandfugen) vermögen Besorgnis hervorzurufen. Dennoch stellt nicht jede derartige Fuge (oder: Spalte) sogleich eine Schwierigkeit dar. So existieren beispielsweise unbedenkliche Oberflächenrisse (auch Putzrisse genannt), Trocknungsrisse und Dehnungsrisse, welche allerdings im Auge behalten werden sollten. Als potenziell kritischste Varianten gelten die sogenannten Absenkungsrisse, welche oftmals auf Ausführungsfehler oder schwerwiegende Konstruktionsmängel hindeuten. Inwiefern die Gebäudestabilität sowie das Fundament beeinträchtigt sind, vermag oftmals allein ein versierter Experte (oder: Sachverständiger) fundiert zu beurteilen.

Von entscheidender Bedeutung ist es daher, die spezifische Art der Wandbeschädigung korrekt zu identifizieren und zu wissen, wie man geringfügige Sprünge eigenständig reparieren kann.

In diesem Beitrag erhalten Sie Aufschluss über folgende Themen:

  1. Welche Kategorien von Mauerwerksrissen existieren?
  2. Welche Wandrisse bergen ein Risiko?
  3. Wie lässt sich die jeweilige Rissart bestimmen?
  4. Auf welche Weise können Sie Wandrisse eigenhändig ausbessern?
  5. Zusammenfassung: Unbedenkliche und bedenkliche Mauerwerksrisse

Welche Typen von Wandrissen existieren?

Oberflächenrisse im Putz bilden sich oftmals an der Putzträgerfläche oder bei diversen Substraten des Wandgefüges. Dabei werden nachstehende ungefährliche Putzrisstypen voneinander differenziert:

  • Sackrisse erstrecken sich zumeist waagerecht und manifestieren sich, sobald das Bindemittel (der Mörtel) noch nicht vollständig ausgehärtet ist. Ihre Länge kann zwischen zehn und zwanzig Zentimetern variieren.
  • Schrumpfrisse weisen ein netzartiges Muster auf und erscheinen bereits zeitnah nach der Putzapplikation.
  • Fettrisse (auch bekannt als Haarrisse) sind äußerst dünne Spalten von etwa 0,2 Millimetern, die sich lediglich auf der Putzoberfläche manifestieren.

Weniger unbedenklich zeigen sich hingegen Trocknungsrisse (auch Schwindrisse genannt) und Dehnungsrisse.

Im Beton bilden sich Trocknungsrisse, wenn das Mauerwerk aufgrund intensiver Sonnenstrahlung oder Wind dehydriert und sich infolgedessen Putz oder Beton zusammenziehen. Erscheinen die Spalten gitterartig und sind sie zudem deutlich sichtbar, deutet dies auf eine zu rasche Austrocknung des Betons hin. Eine solche Situation (oder: Entwicklung) hätte im Normalfall durch eine adäquate Abdeckung oder eine entsprechende Schutzschicht während der Bauphase unterbunden werden müssen. Folglich handelt es sich hier um einen gravierenden Konstruktionsdefekt.

Dehnungsrisse indizieren abweichende Spannungen innerhalb des Baukörpers, welche der Putz nicht mehr absorbieren kann, zum Beispiel:

  • Ein möglicher Grund hierfür ist eine Anschlussfuge zwischen Wand und Decke, insbesondere wenn diese Komponenten nicht statisch miteinander verbunden, sondern aus separaten Bauelementen konstruiert sind.
  • Des Weiteren können thermische Ausdehnungen und Relativbewegungen der Konstruktionselemente bei Temperaturschwankungen eine Rissbildung im Putz hervorrufen, speziell wenn verschiedene Baustoffe, wie beispielsweise Beton und Styrodur, unmittelbar aufeinandertreffen.
  • Dieses Phänomen tritt ebenfalls bei schrägen Dachelementen in bereits ausgebauten Dachräumen auf, die sich aufgrund externer Windbelastungen verformen.
  • Zeigt eine nichttragende Innenwand Dehnungsrisse, deutet dies mitunter auf eine fehlerhafte Installation hin. Es ist zwingend erforderlich, diese Wand von den statisch relevanten Mauern durch ein flexibles Dämmmaterial zu separieren.

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Welche Wandrisse bergen eine Gefahr?

Gravierendere Spalten im Mauerwerk werden als Absenkungsrisse oder auch als bewegliche Risse kategorisiert. Erscheinen diese Beschädigungen simultan sowohl im inneren als auch am äußeren Mauerwerk, könnte dies die statische Stabilität sowie die Belastbarkeit des Fundaments kompromittieren. Absenkungsrisse bilden sich infolge einer Kompression oder eines Absinkens des Untergrunds unter dem Bauwerk. Auf körnigen oder sandhaltigen Untergründen schreitet dieser Prozess in der Regel zügiger voran als auf eher tonhaltigen Bodenschichten. Dabei komprimiert sich der Untergrund zunehmend, und eingeschlossene Flüssigkeit wird verdrängt.

Wenn sich ein Gebäude um etwa zehn bis fünfzehn Millimeter absenkt, stellt dies für gewöhnlich noch kein signifikantes Anliegen dar. Die Situation ändert sich jedoch drastisch, wenn die Baufläche unebenmäßig beschaffen ist, beispielsweise durch das Vorhandensein einer Gesteinsschicht unter einer Gebäudeflanke. Infolgedessen neigt sich das Gebäude, und es kommt zur Entstehung von Absenkungsrissen. Diese können sich ebenso bilden, falls die Bodentragfähigkeit variiert, zum Beispiel infolge umfangreicher Konstruktionstätigkeiten, durch Überflutungen oder durch den zusätzlichen Belastungsdruck angrenzender Bauwerke.

Die genannten Spalten zeigen überwiegend eine diagonale Ausrichtung und können sowohl im Innenraum als auch an der Fassade in Erscheinung treten. Bewegliche Risse und Absenkungsrisse bedürfen zwingend der Instandsetzung durch einen qualifizierten Spezialisten. In gravierenden Situationen ist es unumgänglich, dass ein Bauunternehmen eine umfassende Untergrundverfestigung oder eine gezielte Grundmauersicherung vornimmt.

Achtung: Solche Wandrisse könnten auf eine ernsthafte Problematik verweisen

Spalten, welche eine Breite von mehr als fünf Millimetern aufweisen, sind zwingend von einem qualifizierten Sachverständigen zu begutachten. Insbesondere bei einer Eindringtiefe von ein bis zwei Zentimetern ist erhöhte Aufmerksamkeit ratsam.

Ebenso können Spalten in lastabtragenden Mauern, im Bereich von Fenster- und Türöffnungen oder auch waagerechte Risse auf eine gravierende strukturelle Schwierigkeit hinweisen.

Wie identifiziere ich die spezifische Rissart?

Unbedenkliche Haarrisse (oder: feine Oberflächenrisse) weisen eine maximale Breite von 0,2 Millimetern auf. Speziell ausgedehnte und gravierende Rissbildungen, die unvermittelt erscheinen oder sich rasch an Ausmaß vergrößern, können eine ernsthafte Gefahr darstellen. Sollten Sie auf eine derartige Spalte stoßen, ist eine akribische Beobachtung unerlässlich:

  • Kennzeichnen Sie den Ursprung und das Ende des Risses, notieren Sie das entsprechende Datum der Entdeckung und dokumentieren Sie die Situation fotografisch. Eine alternative Methode ist das Anbringen einer Gipsmarke (nähere Informationen finden Sie im nebenstehenden Kasten).
  • Überwachen Sie die Rissentwicklung wöchentlich und dokumentieren Sie die aktualisierten Ausdehnungsbereiche inklusive Datum.

Sollte sich der Riss fortlaufend vergrößern, ist es ratsam, umgehend einen qualifizierten Bausachverständigen zu konsultieren.

Die Überwachung von Wandrissen mittels Gipsindikatoren

Applizieren Sie etwa einen Zentimeter starken Gips achtförmig direkt über dem Riss. Dabei ist darauf zu achten, dass die feine Markierung sich transversal über die Rissbreite erstreckt und der Gips die Spalte keinesfalls ausfüllt. Sollte der Riss an Ausdehnung zunehmen, wird die angebrachte Gipsmarke daraufhin zerspringen.

Beschädigungen an der Gebäudeaußenhaut bedürfen zwingend der professionellen Instandsetzung durch einen Spezialisten. Andernfalls könnte Niederschlag eindringen, welcher im Winter durch Frostbildung die vorhandenen Spalten noch weiter ausdehnen kann.

Selbst Spalten, die nicht ursächlich mit Konstruktionsfehlern zusammenhängen, können ein erhebliches Risiko bergen. In Stahlbetonkonstruktionen manifestieren sich mitunter Rissbildungen in Deckenbereichen oder im Mauerwerk. Hierbei besteht die Gefahr, dass die Bewehrung durchfeuchtet wird und anschließend korrodiert. In diesem speziellen Fall ist ebenfalls zwingend ein spezialisierter Sachverständiger hinzuzuziehen.

Auf welche Weise lassen sich Wandrisse eigenhändig ausbessern?

Eine feine Oberflächenspalte (Haarriss) in einer inneren Wand lässt sich problemlos mit einer hochwertigen elastischen Dispersionsfarbe übermalen.

Bei einem Trocknungsriss mit einer Breite zwischen einem halben und fünf Millimetern ist es ratsam, die Rissbildung über mehrere Wochen hinweg genauestens zu überwachen. Sollte er sich dann nicht weiter ausdehnen, liegt ein „stabiler Riss' vor, welcher initial mittels einer Reparatur-Füllmasse behutsam erweitert werden sollte. Daraufhin ist der Putz mit Tiefengrund zu grundieren und die Spalte sorgfältig zuzuspachteln.

Absenkungsrisse neigen dazu, sich fortwährend zu vergrößern. Aus diesem Grund bedarf es für deren Sanierung einer speziellen Spachtelmasse, die mit Armierungsvlies oder einer Gewebeverstärkung kombiniert wird. Dadurch wird einem wiederholten Aufplatzen der Wandfläche effektiv vorgebeugt, selbst wenn sich der Riss weiterhin ausbreiten sollte.

Zusammenfassung: Unbedenkliche und bedenkliche Wandrisse

  • Oberflächenrisse im Putz sind in den meisten Fällen unbedenklich; sie lassen sich unkompliziert zugespachteln.
  • Trocknungsrisse und Dehnungsrisse indizieren dagegen oftmals einen zugrunde liegenden Konstruktionsdefekt.
  • Absenkungsrisse können eine ernsthafte Gefahr darstellen und erfordern stets die Instandsetzung durch einen qualifizierten Spezialisten.
  • Für die genaue Überwachung einer Rissbildung im Mauerwerk können Sie entweder eine Gipsmarke anbringen oder anhand von Zeitstempeln nachvollziehen, ob der Riss im Verlauf der Zeit an Ausdehnung gewinnt.