Durchblutung im Gehirn verbessern
Quellen
Jährlich werden in Deutschland etwa 250.000 Schlaganfälle registriert; hiervon werden rund vier Fünftel - die sogenannten ischämischen Schlaganfälle - durch eine gestörte Blutzufuhr in den das Gehirn versorgenden Gefäßen provoziert. Aktuellen Erkenntnissen von Wissenschaftlern zufolge könnte die tägliche Aufnahme von lediglich weiteren 100 Milligramm Magnesium über die Nahrung dazu beitragen, das Gehirn vor einer unzureichenden Durchblutung zu bewahren. Die Menge des aufgenommenen Magnesiums besitzt jedoch keinen offensichtlichen Einfluss auf die Auftretenswahrscheinlichkeit von Hirnblutungen (bekannt als hämorrhagischer Hirninfarkt).
Dieser Befund basiert auf Erkenntnissen aus zwei Meta-Analysen, welche annähernd simultan darauf abzielten, den spezifischen Zusammenhang zwischen dem Konsum von Magnesium und der Gefahr eines Schlaganfalls detailliert zu beleuchten. Eine Studiengruppe aus China, unter der Leitung von Zhen-Lin Nie und Ze-Mu Wang, hat die Fallzahlen von 8.367 Schlaganfällen innerhalb einer Kohorte von 304.551 Probanden aus acht prospektiven Untersuchungen, durchgeführt von 1966 bis 2011, genauestens evaluiert. Die erfolgte Datenanalyse offenbarte eine signifikante Korrelation zwischen der höchsten Magnesium-Zufuhr und einer merklichen Reduzierung des Risikos für den ischämischen Hirninfarkt (Relative Risk: 0,89; 95% Konfidenzintervall: 0,82 bis 0,97). Hierbei erstreckte sich der Bereich der Magnesium-Applikation (d.h. der zugeführten Menge) täglich von 228 mg bis zu 471 mg, wobei der durchschnittliche Wert bei 306 mg lag. Für jene Probanden, welche die höchste Dosis an Magnesium konsumierten, konnte eine Risikominimierung von Schlaganfällen um elf Prozent registriert werden (1).
Ebenso stellten skandinavische Wissenschaftler, darunter Susanna C. Larson, in ihrer Meta-Analyse von sieben Einzelstudien mit insgesamt 6.477 erfassten Schlaganfällen unter mehr als 241.378 teilnehmenden Personen einen signifikanten Zusammenhang zwischen einer gesteigerten Magnesiumzufuhr und einer Abnahme des Schlaganfallrisikos fest (RR: 0,92; 95% KI: 0,88 bis 0,97). Es wurde ermittelt, dass durch die Verabreichung von Magnesium eine Risikoreduktion für Schlaganfälle von bis zu acht Prozent erreicht werden konnte (2).
Übereinstimmend konstatieren die zwei Forschungsteams, dass Magnesium zweifellos zu den ernährungsbezogenen Faktoren gehört, die in der Primärprävention von Schlaganfällen berücksichtigt werden müssen. Lediglich eine Erhöhung des täglichen Magnesiumgehalts in der Nahrung um annähernd 100 Milligramm wäre erforderlich, um den vorbeugenden Effekt zur Abwendung von Schlaganfällen zu erzielen.
Die täglich benötigte Menge an Magnesium für einen gesunden erwachsenen Menschen liegt bei circa dreihundertfünfzig bis vierhundert Milligramm. Diese Menge kann über eine balancierte Ernährungsweise, die reich an Magnesium-haltigen Produkten wie etwa Nüssen, Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten ist, auf natürliche Art und Weise problemlos abgedeckt werden (3).
Eine ungenügende Versorgung mit Magnesium (med. Hypomagnesiämie) begünstigt signifikante Risikoparameter wie Hypertonie (Bluthochdruck), Diabetes mellitus Typ 2, Störungen im Fettstoffwechsel und gefäßschädigende entzündliche Prozesse - allesamt Aspekte, die letztlich zur Entwicklung von Schlaganfällen beitragen können. Gleichwohl weisen die bisherigen prospektiven Studien noch keine hinreichende Aussagekraft auf, um aus deren Analyseergebnissen präzise Empfehlungen bezüglich der Magnesiumdosierung für bestimmte Patientengruppen formulieren zu können. Des Weiteren bleibt die genaue biomolekulare Funktionsweise von Magnesium bis zum jetzigen Zeitpunkt weitgehend unaufgeklärt. Es existiert die Annahme, dass Magnesium den intrazellulären Glukosestoffwechsel sowie die Insulinresistenz in direkter Weise positiv beeinflussen könnte.
Ein Mangel an Magnesium ist nicht allein mittels Blutuntersuchungen nachweisbar, da dieser häufig nur intrazellulär, zum Beispiel in Muskelgewebe und Knochen, vorliegt und obendrein oft asymptomatisch verläuft. Aus diesem Grund legen Experten nahe, während der Anamneseerhebung (Aufnahme der Krankengeschichte) besondere Aufmerksamkeit auf mögliche Indizien eines Magnesiummangels zu legen. Sollte sich beispielsweise anamnestisch (durch die Befragung des Patienten) ergeben, dass ein älterer Patient seit mehreren Jahren an Diabetes mellitus Typ 2 oder/und Verdauungsstörungen leidet und sich gleichzeitig magnesiumarm ernährt, ist in solchen Zweifelsfällen von einem Magnesiumdefizit auszugehen und eine Modifizierung der Ernährung beziehungsweise eine Magnesium-Substitutionstherapie dringend zu erwägen (4). Ferner empfiehlt es sich, alle weiteren existierenden Möglichkeiten auszuschöpfen, um das individuelle Risiko für einen Schlaganfall zu mindern. Hierzu gehören insbesondere physische Aktivität, das konsequente Abstinieren vom Rauchen und die fortlaufende Überprüfung sowie gegebenenfalls die Korrektur von Blutdruck- und Blutzuckerwerten (5).
Es ist unbestreitbar, dass Magnesium im Zusammenspiel mit seinem Antagonisten Kalzium die Entstehung einer blutdruckreduzierenden, antiarrhythmischen, entzündungshemmenden und zugleich gerinnungshemmenden Wirkung begünstigen kann. Damit das vollständige präventive Potenzial von Magnesium in der klinischen Anwendung ausgeschöpft werden kann, erachten Wissenschaftler die Durchführung einer umfangreichen, doppelblind-randomisierten sowie Placebo-kontrollierten Studie zur Magnesiumzufuhr als unerlässlich, insbesondere für die primäre Prophylaxe vaskulärer Erkrankungen im Allgemeinen (6).